Montag, 8. Januar 2018

Albanien Reise 2016 - 12. Reisetag

Heike
12. Tag – kurvenreich Richtung Koman-Fähre

„Wir hätten schlimmer stehen können“, ruft Frank zu mir hoch, während ich noch warm eingekuschelt im Schlafsack liege. Kurze Zeit später mache auch ich eine Ortsaufnahme: Hinter uns der Friedhof, links von uns eine Müllhalde, rechts von uns eine Wiese mit weißen Champignons und dicken braunen Kuhfladen, vor uns öffnet sich ein Tal, über dem vereinzelte dunkle Regenwolken stehen. Ohne Frühstück fahren wir weiter, das werden wir nachholen, wenn sich die Sonne durch die Wolken gekämpft hat. 

In einem Dorf bestellen wir Kaffee und Tee, während  die Männer die hier zusammen sitzen bereits Bier trinken. Beim hinaus gehen aus der Bar fällt unser Blick auf die hintere Terrasse. Der komplette Fußboden ist mit leeren Dosen gefüllt. Traurig, die Bierdosen mit denen Geld zu verdienen ist werden angeliefert, für den Rücktransport des Leergutes scheint nicht gesorgt. Eine Stunde und etliche Serpentinen später gewinnt die Sonne den Kampf gegen die Wolken. Wir frühstücken und essen Mittag in einem, während wir auf hohe, karge Berge schauen und auf Wiesen die am Fuße der Giganten winzig wirken.

Auf unserer Weiterfahrt passieren wir ein Hotel mit dem Namen „Alpin“. Ungläubig schauen wir uns an. Wir sind jetzt viele Kilometer nach dem letzten Dorf mehr oder weniger allein unterwegs gewesen, kaum ein Haus, ein Mensch, ein Tier zu sehen. Und dann ein Hotel mit dem Namen und dem Aussehen eines Hotels, was ebenso gut nach Österreich oder in die Schweiz passen würde. Nur, dass es hier nicht gerade vor Touristen wimmelt. Konkret haben wir  im Innland bisher keine weiteren Touristen außer uns gesichtet. Laut Landkarte verlassen wir nun den landschaftlich lohnenswerten Teil. Doch wer legt das fest? 

Und vor allem wie subjektiv ist dies? Sehr wohl abhängig vom Wetter und vor allem von der Laune des Beurteilers, möglicherweise sogar von dessem Beziehungsstand. Nach weiteren Kilometern sind wir uns einig: Wir würden in der Landkarte den grünen Strich für landschaftlich lohnenswert fortführen.
Schon allein wegen dem See. Über Kilometer schlängelt er sich wie ein dunkelgrünes Band durch die  Bergwelt. 

Gegen vierzehn Uhr erreichen wir unser heutiges Ziel: Dem Fähranleger Fierce. Das Gelände ist eingezäunt, im Hafen liegen zwei Fähren, eine relativ moderne und eine, die vor sich hin rostet. Ein kleiner Hund veranstaltet ein Riesentheater als wir mit Freddy aussteigen.  Während Frank und ich uns in der Holzhütten - Bar eine Cola und einen Kaffee genehmigen, beschnüffeln sich die Hunde im großen Bogen, ziehen dann den Bogen kleiner, bis sie sich gegenseitig am Po riechen. Die hin- und her wedelnden Schwänze zeigen an: Die Fronten sind geklärt. Freddy geht sich einen Stock suchen, der kleine Fähranleger Rüde zurück zu seinem Müllhaufen. 

Am frühen Abend fahren wir in den kleinen ca. drei Kilometer entfernten Ort. Im einzigen Laden fragen wir nach Brot, und sind erstaunt, auf eine englisch sprechende Verkäuferin zu treffen. Sie verweist uns auf den Bäcker im Ort. Eine seltsame Geruchsmischung weht uns um die Nase, frisch gebackenes Brot und altes Motorenöl. Wir betätigen die Klingel, zuvor schließen wir eine Wette ab. Ich tippe, dass uns die Bäckerin öffnet, Frank setzt auf den Automechaniker. Als ein Mann mit schmierigem Werkstattanzug öffnet, freut sich Frank. Der morgige Abwasch ist damit mein Part. Der Mann wirft einen Blick auf unseren Toyota, sehe ich da eine stille Freude im Gesicht erklimmen? Mit Gesten erklären wir, dass es unserem Fahrzeug an Nichts fehlt, wir jedoch gern ein Brot hätten. Mit dem Nicken des Mannes bete ich: Bitte, lass ihn nicht unser Brot mit seinen Händen ausgeben. Ob meine Bitte erhört wurde, ist nicht zu beantworten. Wir bekommen unser Brot in einer tadellos sauberen Tüte ausgehändigt.  Ob es saubere oder schmutzige Hände waren, die es hinein taten...keine Ahnung.
Danach geht es ins Restaurant. Wieder sind nur Männer anwesend, alle mit einem Bier in der Hand. Der Wirt fragt uns mittels Zeichensprache und Englischbrocken, ob wir wirklich zu essen wünschen. Er lässt uns wissen, dass er hier nur die Vertretung für seinen Freund mimt, dem das Restaurant gehöre und  gerade nicht da sei. Als wir dennoch bleiben wollen, erfahren wir, dass noch eine Portion Schweinefleisch vorrätig sei, und dazu könne er noch einen Fisch aus dem See holen. Dazu gäbe es Salat aus dem Garten und Brot.  Ich starre ihn an, habe ich das richtig verstanden: Einen Fisch aus dem See holen… Angesichts der Tatsache, das wir keine andere Wahl haben, bestellen wir das Angebot, während ich erneut ein stilles Gebet gen HImmel sende, dass dem Mann das Angelglück hold sei. Das ich dazu auch ein Glas Wein möchte, bringt den Mann erneut aus der Fassung. Ich könne eine ganze Flasche haben, aber ein Glas sei schwierig, hier würde keiner Wein trinken. Sein Blick geht zum Weinregal, indem einige Flaschen unter einer dicken Staubschicht lagern. Ich nicke, okay, dann eine Flasche.
Dank dem ersten Glas Wein bin ich dann auch recht schnell in redseliger Laune, Frank mit seiner Cola ebenfalls. Wir kommen wieder auf das Land Albanien und seine Menschen zu sprechen. Wie tief reicht diese Melancholie, die wir hier so oft zu spüren bekommen? Hat diese ausschließlich ihre Wurzeln in der schrecklichen, oft unverarbeiteten Vergangenheit? Oder liegt es ebenso am Fehlen einer Zukunftsvision? Haben wir nur eine falsche Zeit erwischt? Wäre es anders im Sommer, wenn die Tage lang und sonnig sind?  "Alle deine Freunde die bereits in Albanien waren haben von dem Land  geschwärmt, doch ich.. so richtig wohl fühle ich mich hier nicht". „Ja“, erwidert Frank, „sie schwärmten von dem Land. Aber keiner hat was von den Menschen erwähnt. Es sind alles Offroader. Da geht es ausschließlich um Pisten in interessanten Landschaften. Und sie waren alle in Gruppen unterwegs. Ich bekomme doch mit, wie die Männer dich hier mustern. Selbst hier im Restaurant. Als wäre es undenkbar, dass eine Frau zum Essen ausgeht und dazu noch einen Wein trinkt. Wenn wir jetzt in der Gruppe sitzen würden, würde uns das wahrscheinlich noch nicht mal auffallen.“ Ich nicke. "Was mich hier ebenso irritiert, dass nicht nur die Frauen in der Öffentlichkeit fehlen sondern auch ihre Handschriften. Ich meine, es gibt hier so selten Blumen in den Vorgärten und noch weniger irgendeine Dekoration am Haus oder in den Fenstern. Und Dekoration muss absolut kein Geld kosten."
„Oh…“, entfährt es mir. "Das Licht ist aus.“ 
„Dabei befinden wir uns an der Hauptquelle für Albaniens Strom", erwidert Frank, während er die Kerze auf dem Tisch anzündet." Aber der Stromausfall beschert uns zumindest ein echtes Candle light Dinner. Das hat doch auch was.“ 
Meine Flasche Wein ist noch halb voll, als unser Essen serviert wird. Die Forelle schimmert lachsfarben und ist auf dem Punkt durchgebraten, das Schweinefleisch ist zart und knusprig, der Salat gut angerichtet und das Brot sieht genauso aus wie das was wir im Auto liegen haben. Es ist ein einfaches aber sehr schmackhaftes Mahl.
Mit vollem Bauch und herrlich beschwingt fahren wir zurück zum Fähranleger, geben Freddy und dem Fähranleger Rüden zu fressen, um uns anschließend im Dachzelt eng aneinander zu kuscheln. 


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