Albanischen Stränden & über eine Kamikaze Brücke
Irgendwann bin ich wohl doch
eingeschlafen.
Ach, wie schön ist es so nah
am Meer zu erwachen, zu wissen, wir haben die Nacht (ohne abgeführt zu werden) überstanden und der
Tag beginnt mit herrlichstem Sonnenschein.
Wir springen nach draußen und
von dort in die kühlen Fluten. Frank hält es nur wenige Minuten darin. Ich
schwimme bis in die Nachbarbucht hinein, die nur die Hälfte „unserer“ Bucht misst, vom Land weder einsehbar noch begehbar ist und über eine Höhle
an Land und im Wasser verfügt. Die Fragen bleiben offen: Was haben gestern die sechs jungen Männer im
Schlauchboot hier getan? Warum kam die Polizei?
Nachdem Frühstück schwimme
ich noch einmal los, diesmal mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel. Frank
kommt später mit gleicher Montur nach. Gemeinsam machen wir
uns auf schöne Fische aufmerksam oder auf riesige Ansammlungen von Seeigeln.
Super das derweil Freddy auf unseren Toyota aufpasst. Danach am Strand sitzen, wieder schwimmen, wieder schnorcheln.
Um die Mittagszeit verlassen wir „unseren“ kleinen
privaten Strand. Diese kleine Oase, von der wir ahnen, das sie schon
in wenigen Jahren nicht mehr existieren wird.
Unser Weg führt uns die
Küstenstraße entlang nach Vlore. Auf der ganzen Strecke immer wieder
atemberaubende Ausblicke und von der Ferne wunderschön anzusehende Strände
(möglicherweise auch vom Nahen). Wir schrauben uns Serpentine um Serpentine nach oben,
halten an einem Aussichtspunkt und staunen.
Ein Deutscher um die dreißig spricht uns an, fragt, wie wir mit dem eigenen Auto hier her gekommen sind. Er selbst sei mit seiner Freundin geflogen und hätte sich in Vlore ein Auto gemietet, leider, so sagt er, ohne Allrad, weshalb viele Straße für ihn nicht befahrbar seien.
Ein Deutscher um die dreißig spricht uns an, fragt, wie wir mit dem eigenen Auto hier her gekommen sind. Er selbst sei mit seiner Freundin geflogen und hätte sich in Vlore ein Auto gemietet, leider, so sagt er, ohne Allrad, weshalb viele Straße für ihn nicht befahrbar seien.
„Wir haben
ganze anderthalb Wochen zur Verfügung. Es ist so herrlich, solange hier sein zu
können.“ Starre ich ihn an? Ich hoffe nicht. Denn da sind wir wieder bei der Subjektivität.
Für Frank und mich wären anderthalb Wochen viel zu wenig. Wir jammern ja schon bei "nur" vier Wochen.
In Vlore finden wir einen
Laden der Brot verkauft sowie süße und herzhafte Gebäckteile, die allesamt 50
Cent kosten, egal, wie groß und ob und mit welcher Füllung. Im Nachbarladen kaufen wir
noch einige Bananen und Apfelsinen. Gepicknickt wird auf unseren Campingstühlen
am Strand der Stadt, mit einem unglaublich schönen Blick auf die Bucht von Vlore. Ein
wahres Paradies. Jedoch nur solange, wie man sich nicht
umdreht. Es wurde so sinnfrei in Vlore
gebaut, ein Hochhaus neben das andere gesetzt, manche fertig gestellt, manche
nicht, viele als Hotel angedacht. Hat man hier echt mit einer solchen Tourstenschwemme gerechnet? Wer hat da wem was schön geredet? Die Promenade könnte eines Tages zum gemütlichen Bummeln einladen, wenn sie je fertig gestellt werden sollte. Schade, dass man bei den Bauarbeiten vergaß sich um die uralten Palmen zu kümmern. Beraubt um die Erde die einst ihre Wurzeln ernährten, zubetoniert, von Fahrzeugen mit Backerschaufeln verletzt sind sie allesamt eingegangen.
Von Vlore geht es Richtung Fier. An der Straße gibt es Maiskolbenverkäufer, die ihre Ware frisch vom Feuer
weg verkaufen. Lecker, kann ich da nur sagen. Ein Stück weiter betreibt eine ältere Frau einen bunten einladenden Obst- und Gemüsestand. Sie freut sich, als wir sie fotographieren wollen (und natürlich auch ordentlich einkaufen), rückt ihre
Kittelschürze und ihre Haare zurecht und nimmt mich mütterlich in die Arme. Ihre Lebensfreude ist erwärmend.
„Ich dachte“, sagt Frank kurz hinter Elbasan,
„wir suchen uns hier an diesem Fluss einen Stellplatz für die Nacht. Laut GPS
müsste jetzt gleich eine kleine Straße von unserer Straße abgehen.“ Die Straße
entpuppt sich als kleiner schmaler Weg, der an einer Hängebrücke endet, die alles andere als vertrauenswürdig wirkt. Frank steigt aus, inspiziert die Lage und fragt die Männer die an der Brücke herum stehen mittels Gesten, ob wir mit dem Toyota die Brücke passieren können. Ihre abschätzende Blicke die zwischen der Brücke und unserem Fahrzeug hin und her pendeln, lassen mich Stoßgebete Richtung Himmel
schicken: Bitte bring Frank davon ab hier rüber fahren zu wollen. Bitte bring ihn auf andere Gedanken. Mit dem Taxi was von der entgegenliegenden Uferseite zu unserem Ufer hinüberwechselt, weiß ich, meine Stoßgebete dieser Art sind völlig für die Katz. Also neue Formulierung: Bitte lass uns heil über die Brücke kommen. Wir haben immerhin fünf Kinder.
schicken: Bitte bring Frank davon ab hier rüber fahren zu wollen. Bitte bring ihn auf andere Gedanken. Mit dem Taxi was von der entgegenliegenden Uferseite zu unserem Ufer hinüberwechselt, weiß ich, meine Stoßgebete dieser Art sind völlig für die Katz. Also neue Formulierung: Bitte lass uns heil über die Brücke kommen. Wir haben immerhin fünf Kinder.
Frank legt den ersten Gang ein, meine rechte Hand geht Richtung Angstgriff und von dort auf meinen Schoß. Was soll festhalten im Fahrzeug bringen, wenn die Gefahr des Abstürzens droht?! In der Mitte der Brücke sind die Löcher so groß, dass es mir nur mühsam gelingt im Vertrauen zu bleiben und nicht zu denken: Das wars. Mit dem verlassen
der Brücke atmen wir beide laut hörbar aus. "Also, wenn ich gewusst hätte, welche großen Löcher uns in den Holzbohlen der Brücke erwarten, wäre ich nicht drüber gefahren." Ich schaue Frank an, tatsächlich ist er ein wenig blass um die Nase. "Na ja" erwidere ich, "wir haben es ja heile geschafft. Und müssen da kein zweites Mal drüber."
Welch fataler Irrtum. Denn unser Weg, der uns doch an den Fluss bringen sollte, geht in die Berge hinauf und wird schmaler und schmaler. "Wir müssen umdrehen und zurück fahren", sagt Frank. Und ich beginne erneut: Bitte, lass uns heil über diese Brücke kommen. Bitte, noch dieses eine Mal.
Ich glaube, wenn wir beide zum schwitzen neigen würden, wären wir nach der zweiten Brückenüberquerung komplett in Schweiß getaucht.
„Wollen wir hier in der Stadt was essen?", schaut Frank mich von der Seite her an, wohl um zu überprüfen, ob ich vor lauter Luftanhalten noch lebe, "Du könntest dazu einen Rotwein trinken. Und danach klappen wir das Dachzelt auf, und schlafen gleich vor dem Restaurant." „Essen gehen klingt gut, Rotwein noch besser. Aber in der Stadt schlafen mag ich nicht.“ "Essen gehen und danach einen Schlafplatz außerhalb der Stadt suchen geht nicht zusammen. Dafür ist es einfach zu spät." "Okay", erwidere ich, "dann lass uns weiterfahren." Kurz bevor es dunkel wird finden wir auf einem Hochplateau einen geeigneten Schlafplatz. Der Blick auf die umliegenden Berge ist traumhaft.
der Brücke atmen wir beide laut hörbar aus. "Also, wenn ich gewusst hätte, welche großen Löcher uns in den Holzbohlen der Brücke erwarten, wäre ich nicht drüber gefahren." Ich schaue Frank an, tatsächlich ist er ein wenig blass um die Nase. "Na ja" erwidere ich, "wir haben es ja heile geschafft. Und müssen da kein zweites Mal drüber."
Welch fataler Irrtum. Denn unser Weg, der uns doch an den Fluss bringen sollte, geht in die Berge hinauf und wird schmaler und schmaler. "Wir müssen umdrehen und zurück fahren", sagt Frank. Und ich beginne erneut: Bitte, lass uns heil über diese Brücke kommen. Bitte, noch dieses eine Mal.
Ich glaube, wenn wir beide zum schwitzen neigen würden, wären wir nach der zweiten Brückenüberquerung komplett in Schweiß getaucht.
„Wollen wir hier in der Stadt was essen?", schaut Frank mich von der Seite her an, wohl um zu überprüfen, ob ich vor lauter Luftanhalten noch lebe, "Du könntest dazu einen Rotwein trinken. Und danach klappen wir das Dachzelt auf, und schlafen gleich vor dem Restaurant." „Essen gehen klingt gut, Rotwein noch besser. Aber in der Stadt schlafen mag ich nicht.“ "Essen gehen und danach einen Schlafplatz außerhalb der Stadt suchen geht nicht zusammen. Dafür ist es einfach zu spät." "Okay", erwidere ich, "dann lass uns weiterfahren." Kurz bevor es dunkel wird finden wir auf einem Hochplateau einen geeigneten Schlafplatz. Der Blick auf die umliegenden Berge ist traumhaft.
"Und hier hast du keine Angst?", fragt Frank, während wir gemütlich am Feuer sitzen und zu Abend essen. "Warum sollte ich hier Angst haben?", sehe ich Frank erstaunt an. "Weil du gestern Nacht am Strand Angst hattest."
Meine Augen weiden sich, "Da haben uns schließlich auch Suchscheinwerfer ins Gesicht gestrahlt!". Ich kann nicht fassen, dass er das Geschehen der letzen Nacht so wenig als Bedrohung ansah. "Und da soll ich Angst haben auf einer Weide hoch oben in den Bergen, wo weit und breit sich kein Haus befindet und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch kein Mensch und schon mal gar nicht ein Motorboot vorbei kommt. Nach einer Nacht mit Suchscheinwerfern und einem Tag mit einer Kamikaze Brücke?!"
Meine Augen weiden sich, "Da haben uns schließlich auch Suchscheinwerfer ins Gesicht gestrahlt!". Ich kann nicht fassen, dass er das Geschehen der letzen Nacht so wenig als Bedrohung ansah. "Und da soll ich Angst haben auf einer Weide hoch oben in den Bergen, wo weit und breit sich kein Haus befindet und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch kein Mensch und schon mal gar nicht ein Motorboot vorbei kommt. Nach einer Nacht mit Suchscheinwerfern und einem Tag mit einer Kamikaze Brücke?!"
In unserem Dachzelt liegend kuscheln wir uns aneinander. Über uns funkeln die Sterne und der
Mond lächelt über sein ganzes Vollmondgesicht auf uns hernieder. Und mir fallen Ruck Zuck die Augen zu.
* * * * * *
Unsere Empfelungen für Albanien:
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Brrr... Bei der Brückenüberquerung hab ich nur schon beim Lesen die Luft angehalten. Ach und ja, der Angstgriff und ich sind sehr gute Freunde. Lach!
AntwortenLöschenSehr schöner Beitrag. Werde gerne hin und wieder bei euch vorbei schauen!
Liebe Grüsse
Veronica
Hallo Veronica,
Löschentoll dich immer mal auf unserer Seite zu wissen :-) Und danke für das Kompliment : sehr schöner Beitrag. Ja, die Brücke da war mit Atmen nicht viel ...
Liebe Grüße
Heike