Heike |
2. Reisetag - Glücksbringende Schornsteinfeger
Es ist erst kurz nach sieben Uhr als Freddy und ich wieder am Fluss sind. Jetzt im Hellen wird bestätigt, was nachts nur zu erahnen war. Die Isar hat sich hier in etliche Wasserläufe aufgeteilt, dazwischen wunderschöne Kieselbänke, die hell schimmern und das Grün des Wassers noch mehr zur Geltung bringen. Freddy und ich wandern ein wenig durch das „Delta“, Frank folgt uns mit unserer neuen teuren Reisekamera. Als er uns einholt, teilt er mir seinen Wunsch mit. Er würde gern hier frühstücken, den Tisch auf einer Kieselbank aufstellen, während um uns die kleinen Wasserläufe vorbei plätschern. Die Romantik nehme ich wahr. Ebenso die Kälte. Also bleibe ich stehen, kuschle mich an Frank an. Es dauert nicht lange bis er sagt, „Verdammt kalt so ohne Bewegung.“ „Ach“, winke ich ab, „Schnitten schmieren mit Gefühlslosen Fingern das hat bestimmt seinen Reiz“. Kurzer Moment Stille, dann lacht Frank, „Also Bäcker?!“, stellt er mehr fest als er fragt. Ach wie schön, schmunzle ich, wenn sich Wünsche so schnell und fast ohne Worte erfüllen. Wir finden im nächsten Ort einen Bäcker meines Geschmackes. Gemütlich, warm, herrlich duftend, doch vor allem mit großem Tortenangebot. Frank trinkt Pfefferminztee und isst Brötchen mit Nutella, ich trinke einen Pott Kaffee und esse Himbeersahnetorte dazu noch ein Nusstaler. Hier geht es sehr lebendig zu. Die Tür geht im Sekundentakt auf und zu. Etliche Leute kaufen ihre Frühstücksbrötchen und gehen wieder, einige bleiben, trinken einen Kaffee, lesen die Zeitung, essen wie wir Kuchen und Brötchen. So auch zwei Schornsteinfeger, die sich zu uns an den Nachbartisch setzen. Ich überlege, ob es hier wohl auch Glücksbringend ist, einen Schornsteinfeger zu berühren. Meine Hand will schon zu dem einen hinüber greifen. Aber dann kommt die Frage: Und wenn die hier das gar nicht kennen? Während Frank sich noch einen Pfefferminztee holt, sage ich mir, Glück besteht aus Momenten und von glücklichen Momenten hatte ich heute schon genug. Ich bin herrlich warm neben Frank erwacht, habe mit ihm gekuschelt und nun sitze ich auch noch in einem echt guten Bäcker bei ganz toller Torte. Noch mehr Glück, wie soll das aussehen? Nachmittags wieder Bäcker und Torte?! Ach nee. Das „Ach nee“ hält weniger als eine Minute. Denn jetzt schießt so ein Gedanke in mich ein, einer von der Sorte, des nicht genug Habens. Wir haben eine weite Strecke vor uns, dafür brauchen wir doch auch Glück, das uns nichts kaputt geht, das keiner von uns krank wird …. Damit drehe ich mich zu den beiden Schornsteinfegern, „Da wo wir her kommen bringt es Glück einen Schornsteinfeger zu berühren. Ist das hier auch so?“ Die beiden strahlen und nicken. „Ja, wenn das so ist“, sage ich nun, „dann fasse ich sie jetzt beide mal an. Das bringt ja dann wohl doppeltes Glück.“ Damit streichle ich den beiden über die Arme, währenddessen Frank zum Tisch zurück kommt und ein wenig verunsichert schaut, während die Schornsteinfeger erröten. Worauf ich mich frage: Kennt Frank womöglich nicht die Glücksbringereigenschaft von Schornsteinfegern? Und wie oft werden die zwei Schornsteinfeger hier tatsächlich berührt, wenn sie dabei noch immer erröten? Nachdem ich mir erst mal wieder ein Stück von meiner Torte gönne, frage ich Frank leise, ob er nicht wüsste, dass es Glück bringe Schornsteinfeger anzufassen. „Ja, schon“, antwortet er, „Allerdings kenne ich kaum jemanden der das wirklich tut. Ich selbst fasse unseren Schornsteinfeger daheim auch nie an.“ „Das liegt bestimmt nur daran“, erwidere ich, „Weil es keine Schornsteinfegerin ist.“ Worauf der Daumen von Frank hoch geht.
Es ist erst kurz nach sieben Uhr als Freddy und ich wieder am Fluss sind. Jetzt im Hellen wird bestätigt, was nachts nur zu erahnen war. Die Isar hat sich hier in etliche Wasserläufe aufgeteilt, dazwischen wunderschöne Kieselbänke, die hell schimmern und das Grün des Wassers noch mehr zur Geltung bringen. Freddy und ich wandern ein wenig durch das „Delta“, Frank folgt uns mit unserer neuen teuren Reisekamera. Als er uns einholt, teilt er mir seinen Wunsch mit. Er würde gern hier frühstücken, den Tisch auf einer Kieselbank aufstellen, während um uns die kleinen Wasserläufe vorbei plätschern. Die Romantik nehme ich wahr. Ebenso die Kälte. Also bleibe ich stehen, kuschle mich an Frank an. Es dauert nicht lange bis er sagt, „Verdammt kalt so ohne Bewegung.“ „Ach“, winke ich ab, „Schnitten schmieren mit Gefühlslosen Fingern das hat bestimmt seinen Reiz“. Kurzer Moment Stille, dann lacht Frank, „Also Bäcker?!“, stellt er mehr fest als er fragt. Ach wie schön, schmunzle ich, wenn sich Wünsche so schnell und fast ohne Worte erfüllen. Wir finden im nächsten Ort einen Bäcker meines Geschmackes. Gemütlich, warm, herrlich duftend, doch vor allem mit großem Tortenangebot. Frank trinkt Pfefferminztee und isst Brötchen mit Nutella, ich trinke einen Pott Kaffee und esse Himbeersahnetorte dazu noch ein Nusstaler. Hier geht es sehr lebendig zu. Die Tür geht im Sekundentakt auf und zu. Etliche Leute kaufen ihre Frühstücksbrötchen und gehen wieder, einige bleiben, trinken einen Kaffee, lesen die Zeitung, essen wie wir Kuchen und Brötchen. So auch zwei Schornsteinfeger, die sich zu uns an den Nachbartisch setzen. Ich überlege, ob es hier wohl auch Glücksbringend ist, einen Schornsteinfeger zu berühren. Meine Hand will schon zu dem einen hinüber greifen. Aber dann kommt die Frage: Und wenn die hier das gar nicht kennen? Während Frank sich noch einen Pfefferminztee holt, sage ich mir, Glück besteht aus Momenten und von glücklichen Momenten hatte ich heute schon genug. Ich bin herrlich warm neben Frank erwacht, habe mit ihm gekuschelt und nun sitze ich auch noch in einem echt guten Bäcker bei ganz toller Torte. Noch mehr Glück, wie soll das aussehen? Nachmittags wieder Bäcker und Torte?! Ach nee. Das „Ach nee“ hält weniger als eine Minute. Denn jetzt schießt so ein Gedanke in mich ein, einer von der Sorte, des nicht genug Habens. Wir haben eine weite Strecke vor uns, dafür brauchen wir doch auch Glück, das uns nichts kaputt geht, das keiner von uns krank wird …. Damit drehe ich mich zu den beiden Schornsteinfegern, „Da wo wir her kommen bringt es Glück einen Schornsteinfeger zu berühren. Ist das hier auch so?“ Die beiden strahlen und nicken. „Ja, wenn das so ist“, sage ich nun, „dann fasse ich sie jetzt beide mal an. Das bringt ja dann wohl doppeltes Glück.“ Damit streichle ich den beiden über die Arme, währenddessen Frank zum Tisch zurück kommt und ein wenig verunsichert schaut, während die Schornsteinfeger erröten. Worauf ich mich frage: Kennt Frank womöglich nicht die Glücksbringereigenschaft von Schornsteinfegern? Und wie oft werden die zwei Schornsteinfeger hier tatsächlich berührt, wenn sie dabei noch immer erröten? Nachdem ich mir erst mal wieder ein Stück von meiner Torte gönne, frage ich Frank leise, ob er nicht wüsste, dass es Glück bringe Schornsteinfeger anzufassen. „Ja, schon“, antwortet er, „Allerdings kenne ich kaum jemanden der das wirklich tut. Ich selbst fasse unseren Schornsteinfeger daheim auch nie an.“ „Das liegt bestimmt nur daran“, erwidere ich, „Weil es keine Schornsteinfegerin ist.“ Worauf der Daumen von Frank hoch geht.
Magen- und Glückstechnisch
gestärkt fahren wir Richtung Gardasee.
Es ist wie stets schön durch die wunderschöne Berglandschaft zu fahren, die
drei Stunden bis zum See vergehen wie im Flug. Gleich zu Anfang des Gardasees
biegen wir in Nago in die Berge ab. Ein Schild warnt uns: Nur für Fahrzeuge die
nicht breiter als 1,70 Meter messen. Ich will Frank fragen, was wir messen. Meine
Frage erübrigt sich, denn Frank strahlt übers ganze Gesicht. Das kann nur
bedeuten: Es wird stellenweise recht eng für uns werden. Es geht durch
Weinberge hindurch und dann Serpentine für Serpentine, Kehre für Kehre, zwölf Kilometer lang, nach oben. Unser Glück (bestimmt
den Schornsteinfegern geschuldet) das kein motorisierter Gegenverkehr uns
begegnet. Wir teilen uns hier die Straße ausschließlich mit etlichen
Mountainbikern. Die Ausblicke die sich immer wieder über den See bieten sind einfach grandios. Dazu
lacht die Sonne aus vollstem Herzen. Die Straße endet an einem kleinen
Parkplatz, wir lassen unseren geliebten Toyota stehen, und weiter geht es zu
Fuß.
Bereits nach wenigen hundert
Metern sind wir froh unsere alpinen Wanderschuhe an den Füßen zu haben. Der Weg
ist schlüpfrig, steinig, im Schatten ist es eisig und wenn wir weiter hoch
schauen, wissen wir etliche hundert Meter geht es durch Schnee hindurch.
Dennoch begegnen wir auch hier auf teilweise dreißig Zentimeter breiten
Bergpfaden, die wie gesagt, voller Eis überzogener Steine sind, Mountainbiker.
Für ein Pärchen springe ich zur Seite. Die Frau stürzt kurz vor mir. Entsetzt
schaue ich sie an, frage zunächst, ob ich ihr helfen kann und dann: „Wie oft
fallen sie denn bei diesen Wegen vom Rad?“ „Sehr oft“, kommt ein sehr schiefes
Grinsen. Frank und ich steigen höher und
höher, insgesamt werden es 600 Höhenmeter sein. Dort irgendwo oben, auf 2096
Höhenmetern ist unser Ziel, eine
Berghütte die sich unserem Blick nicht stellt und hoffentlich dennoch existent
und geöffnet ist.
Ist sie. Drinnen in der
urigen Hütte herrscht eine typische italienische Stimmung. Die wenigen Menschen
die da sind, unterhalten sich nicht nur laut miteinander, sondern herzhaftes
Lachen vermischt sich mit hoch melodramatischer Stimmung und ebenso wütendem
Geschimpfe. Das dabei auch noch jedes Gefühl
heftig gestikuliert wird, versteht sich bei Italienern ja von
allein. Frank holt am Tresen für uns
Kaffee und Tee unnnnnd Kuchen :-) Ich stoße ein stilles Dankesgebet aus.
Schornsteinfeger am Morgen, ja so eine Begegnung zahlt sich aus. Während Frank und Freddy die
letzten 200 Meter bis zum Gipfel aufsteigen, bleibe ich in der Hütte. Ich mag einfach die Stimmung hier noch ein
wenig genießen.
Die Dämmerung liegt bereits
über dem See als wir am Ufer entlang fahren. Geplant ist bis nach Cola zu
fahren und den Abend im herrlichen sehr zu empfehlenden Thermalbad ausklingen
zu lassen. Dieses Bad liegt in einem großen Park mit alten und seltenen
Baumbestand und besteht korrekt aus einem kleinen See um die 34 Grad und einem
großen See, der um die 36 Grad misst und in dem die zwei Quellen, die den See
speisen von Holzbottichen umzingelt sind. Pro Bottich können sich jeweils ca.
zehn Menschen über eine Temperatur von 39 Grad erfreuen und wenn sie nicht
aufpassen kollabieren. Wer warmes Wasser liebt und dazu noch eine romantische
Umgebung (der Park und See ist am Abend mit Laternen erhellt, das Wasser
dampft, man lässt sich durch den See treiben, in eine Grotte hinein oder in einen
kleinen ebenso warmen Bach, um sich herum die hohen edlen Bäume und Menschen
die in weißen Bademänteln flanieren) der will hier auch nach Stunden nicht
wieder raus. Ich will diesmal gar nicht erst hin. Mein Körper macht da nicht
mit. So wie sich mein Kopf, seitdem Abstieg von der Hütte anfühlt, würde dieser
bei der Hitze explodieren. Also sucht uns Frank einen anderen Park-/Stellplatz, auf dem wir unser
Dachzelt als Plan B aufstellen wollen. "Ich kann hier auch nicht bleiben", gebe ich Frank zu verstehen. Das spüre ich
als wir schon einige Minuten stehen und starke Übelkeit mich erfasst. Ich kenne
meinen Körper gut genug und ich weiß das ich für diese Nacht ein bequemes Bett,
Ruhe und ein Bad brauche. Starke Kopfschmerzen gepaart mit Übelkeit... sich
übergeben im Dachzelt. Furchtbare Vorstellung.
Frank nimmt seine Augen vom
GPS, in das er den heutigen Track abgespeichert hat und schreibt nun in sein
Büchlein Kilometerstand und die Uhrzeit
der Ankunft unseres vermeintlich erreichten Schlafplatzes. Er sagt, „Ich habe echt gedacht, wir bleiben
in diesen engen Gassen hier stecken“, und dann, „Der Platz ist doch super hier.
So direkt neben der Kirche, und eine Pizzeria soll es auch in der Nähe geben.“
Ich sehe meinen Kopf in der Pizza einschlagen und stöhne, „Wir brauchen ein
Hotel“, woraufhin Frank sein Blick aus seinem Büchlein nimmt, mich mehrere
Sekunden mustert, dann nickt und den Motor anlässt. Mittlerweile weiß er, wie
es mir einmal im Monat geht und wie schlimm so eine Nacht für mich werden kann.
Und ich weiß, welches Opfer er damit für mich
aufbringt. Erneute Planänderung und dazu Hotel statt Dachzelt.
Im Ort gibt es nur eine
Pension, die jedoch bereits in den Winterschlaf übergegangen ist, kein Fahrzeug
davor, kein Licht im Haus. Daneben hell
erleuchtet ein vier Sterne S Golf Hotel.
Frank und ich schauen uns an, Gleichzeitig fragen wir, „Für was steht das S?“
Ohne dass wir eine Antwort finden geht Frank hinein und kommt zehn Minuten
später zurück. „Wir können ein Zimmer für 130 Euro beziehen. Ich habe ein wenig
verhandelt. Der normale Preis wäre zweihundert die Nacht. Ist ziemlich nobel da
drin.“ Ich weiß um die Hotelpreise als Individualtourist am Gardasee und auch
am Largo Maggiore. „Okay, checken wir
ein“, erwidere ich. Trotz meines schlimmer
werdenden Zustandes nehme ich wahr, dass das Zimmer ein Traum ist, schön
eingerichtet, geräumig, mit einer großen Terrasse, die den Blick auf den
dunklen Gardasee frei gibt. „So wie du aussiehst, willst du nichts essen.
Oder?!“, fragt Frank. Ich schüttle den Kopf, „Ich will nur duschen und mich
hinlegen.“ „Okay“, hält mich Frank eine Weile fest, was so irre gut tut. „Dann
hole ich mir jetzt Freddy aus dem Fahrzeug und
gehe mit ihm in die Pizzeria des Ortes“Auf dem großen Bett liegend
lasse ich meinen Blick über den See wandern. Die Dunkelheit, die Ruhe, die
Tabletten wirken.
Kann es einen körperlich mies
gehen und innerlich tanzen Glücksgefühle, weil man mit dem richtigen Menschen
an einem schönen Ort ist? Ja, das funktioniert zu Hundertprozent.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen