Montag, 5. Dezember 2016

Albanien Reise 2016 - 1. Reisetag

Heike
Start zu neuen Abenteuern

1.Reisetag – wir diskutieren nicht mehr ob ein Tag als 1.Reisetag gewertet werden kann, an dem wir beide bis mittags arbeiten, dann noch den Rest der Urlaubsklamotten zusammen packen, duschen, was kleines kochen und beim Essen zwanzig Minuten fernsehen, denn es läuft gerade eine Doku über eine der schönsten und gefährlichsten Panoramastraßen Europas. Also eine Doku über die Straße die wir in ca. 14 Tagen fahren werden, korrekt von Igoumenitsa in Griechenland bis nach Rijeka in Kroatien, ca. 1400 km an der Adria entlang. Ich sag ja immer es gibt keine Zufälle nur Fügungen.

Frank hat sich bereits in Marokko durch gesetzt: Tag der Abreise, egal zu welcher Zeit, ist der 1. Reisetag!
Das vordergründige Ziel unserer Reise ist das unterwegs sein, das 24 Stunden lang zusammen sein, das für sich allein und für sich als Paar Zeit finden. Das geographische Ziel ist Albanien. Die Zwischenziele: Heute irgendwo hinter München, morgen Gardasee, übermorgen Frühstück am Gardasee & Abendessen in Venedig, Sonntagmittag einchecken auf die Fähre nach Griechenland, Montagnachmittag Ankunft Hafen Igoumenitsa, von dort vierzig Kilometer „zurück“ nach Albanien. Wir es dort weiter geht wird sich finden.
Vorfreude? Ja. Auch, wenn ich erst in unserer Reise ankommen muss. Denn ich bereite mich selten auf eine Reise vor, ich bin auch nicht großartig aufgeregt, Reiseführer lese ich erst auf der Hinfahrt. Frank sagt, er liebt meine Art im Hier und Jetzt zu leben, was nicht ausschließt das es ihn auch ab und an nervt. Er ist halt ein großer Planer, der vor Reisen die Gegenwart verlässt, um mental in die Zukunft zu reisen.
Die Gegenwart des 06.10.2016 lässt uns kurz nach 23 Uhr ankommen. Auf dem von Frank angepeilten Wanderparkplatz, nur wenige Kilometer hinter dem Walchensee. Während Frank den Toyota für die Nacht vorbereitet, gehen Freddy und ich an den Fluss. Kälte liegt in der Luft. Ich ermahne mich: Bloß nicht dran denken, dass uns den Rest der Nacht nur eine dünne Zeltplane von dieser Luft trennt. Stattdessen konzentriere ich mich nun auf die Geräusche der Nacht und auf das was ich dank eines milchigen Mondes sehe. Das Flussbett scheint sehr breit zu sein und angesichts der Helligkeit die die Steine absondern, handelt es sich hier wohl um eine riesige Menge Kieselsteine. Überall plätschert es. Kommen hier, wo ein Fluss sein soll, mehrere Bäche zusammen? Oder teilt sich der Fluss in mehrere Wasserläufe auf, unter dem Motto: „Hallo liebe Kollegen Wassertropfen. Lasst uns hier mal eine kurze Auszeit voneinander nehmen. An der nächsten Biegung treffen wir uns wieder und tauschen unsere Erfahrungen aus. Ich habe mal gelesen das wir Menschen, die Tiere, die Pflanzen kurzum die beseelte Welt, wie einzelne Wassertropfen seien, die letztendlich sich immer wieder miteinander verbinden und zurück in die Gemeinschaft wollen, so wie jeder Bach, jeder Fluss stets Richtung Meer strömt. In meiner Fantasie sah das dann so aus: Wir sammeln uns in einer kleinen schnuckeligen Quelle (das Paar in seinem Liebesnest), dann in einem kleinen quirligen Bach (das Paar plus Kind/er), manchmal erfolgt hier eine Teilung, Mann, Frau und Kinder wollen nicht mehr in ein und demselben Bachlauf dahin fließen (deshalb gibt es wohl zwischen den Bachläufen so viele Verbindungen :-), da die Kinder ja nun zwischen Mama und Papa wechseln), die Bäche kommen in einem träge oder schnell dahin fließenden Fluss an (Familie, Freunde, Kollegen), auch hier gibt es etliche Nebenflussverläufe (durch kurze oder langfristige Trennungen), hinein in einen starken Strom (Dorf, Stadt, Glauben, Religion) stets verbunden mit dem einen großen Ziel: Wir wollen wieder zurück ins Meer. Da, wo wir alle her gekommen sind, wo uns die Sonne als einzelne Wassertropfen entnahm, uns zu einer Wolke formte und diese Wolke sich irgendwo abregnen ließ. "Weltenseele" trifft es für Frank und mich am besten. Das All – Eine allerdings auch.
Ich höre in der Stille und der Kälte Franks Schritte auf mich zukommen. Wir kuscheln uns aneinander, hören nun gemeinsam dem Fluss zu, und entdecken die vereinzelten Sterne, die ihr Licht durch die dichten Wolken gesendet bekommen.
Oh ja, die Freude auf drei Wochen zusammen sein, aufs Reisen, ist jetzt in allen Poren :-)


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