Donnerstag, 6. Oktober 2016

Marokko Reise 2016 - Freitag, den 22.04.2016

Heike
 Freitag, 23.Reisetag

Vormittags am Atlantik, Mittags in der kleinsten Medina von Marokko & am Nachmittag und Abend am Mittelmeer


Am Morgen scheint die Sonne wieder aus vollen Zügen. Es ist schön hier zu erwachen. Auf dem Zeltplatz herrscht Ruhe, die Lagune liegt wie ein Spiegel vor uns (den Maschendrahtzaun blenden wir aus). Am allerschönsten sind die bunten Fischerboote, die nach und nach in den Hafen einlaufen. Allerdings sind diese vierzig Farbtupfer auch gegen drei Uhr morgens von dort gestartet. Währenddessen ich wach lag, erstaunt, wie noch ein Motor angelassen wurde und noch einer und noch einer und das Frank dabei so herrlich tief schlief.
Bei ihrer Heimkehr sieht es so aus, als würden die Boote über Sand fahren. Sie biegen vom Meer ab, folgen einem schmalen Fluss (der nur zu erahnen ist) durch die Sandbänke hindurch und kommen dann in der Lagune an. Die Anspannung und die Freude der Dorfbewohner, die auf die ein oder zwei Mann Besatzung mit und ohne Fang wartet, dringt bis zu uns herüber. Schade, das es keine Tür mit Zaun zur Lagune gibt. Ich würde zu gern mit meiner Tasse Kaffee in der Hand, Fang, Menschen, Stimmung bestaunen gehen.
Der Vormittag plätschert im wahrsten Sinne vor sich hin – frühstücken, ein bisschen lesen, quatschen mit Dani und Andre` und anderen Reisenden, die sich ab und an dazu gesellen. Gegen Mittag verlassen wir Moulay Bousselham und nehmen die Straße nach Tétouan. Zunächst auf einer gelben Straße, was bedeutet fünfzehn Kilometer schmale Stücke von Asphalt (selbst für einen Mopedfahrer eine Herausforderung darauf zu bleiben) bis fehlender Asphalt. Also kräftiges durch schütteln von Fahrzeug, Inventar und Insassen. Rechts und links von uns Felder, vor allem Erdbeeren, des weiteren Zwiebeln, Getreide, Kartoffeln, Galiamelonen.
Nach der gelben Straße geht es für 25 km auf die Autobahn. Auch dort stehen überall Menschen die aus Säcken heraus die Früchte der Felder verkaufen. Wir biegen ab, auf die als rot gekennzeichnete Straße nach Tétouan. Damit haben wir noch 100 Kilometer vor uns. Der Asphalt ist überall vorhanden, was nicht gleich zu setzen ist mit entspanntem „vor sich her fahren“. Denn es gibt hier gemeine Absackungen die man zuerst im Magen bemerkt, dann im Ausbrechen wollen des Lenkers und zu guter Letzt springt das eigene Fahrzeug für kurze Zeit wie eine Gazelle. Wir nähern uns fahrend und hüpfend dem Riffgebirge. Hügel bis Berge alles mit einem grünen Teppich überspannt, zwischendrin gelbe und rosa Blütentupfer. Schneller als gedacht fahren wir in die Stadt Tétouan hinein. Viele weiße
Häuser im spanischen Look, alles sauber und gepflegt, Hauptsehenswürdigkeit ist die kleinste Medina von Marokko die zudem unter dem Schutz der UNESCO steht. Wir parken ein, laufen durch die ungewöhnlich reich wirkende Stadt, statt „Bon jour“ kommt uns jetzt ein ebenso häufiges und freundliches „Hola“ entgegen. Völlig unbehelligt von Händlern jeglicher
Art laufen wir zur Medina, die von einer 5 km langen Stadtmauer umgeben ist. In der Medina nimmt auch niemand von uns Notiz und damit können wir in aller Ruhe nach rechts und links schauen, nach Herzenslust, wo auch immer, stehen bleiben und wir müssen auch kein abweisendes, unhöfliches, verbissenes Gesicht vortäuschen. Sondern das nach außen bringen, was in uns ist. Die pure Freude :-) Wie in allen Medinas sind die
Gewerke hier getrennt, es gibt u.a. den Bereich der Näher, der Korbflechter, der Schuhflicker und dann die Fischverkäufer und die Metzger. Letztere haben häufig eine Art Laufgitter aufgestellt, in der Hühner herum gackern. Als Kunde sucht man sich eins aus, das gewünschte Huhn wird noch mal hoch gehalten, Kunde nickt erneut, Händler zückt sein Messer. Diese Art des Verkaufs finde ich gut. Nicht nur, weil damit die Frische gewährleistet wird sondern ebenso für unser Bewusstsein. Es ist wichtig zu begreifen: Hier stirbt ein Tier für mich. Das Huhn ohne Kopf und Füße und Innereien in Plastik eingepackt macht
vergessen, das es einst ein ganzes Tier war. Es verleitet zum gedankenlosen Konsum – viel essen, billig essen, noch mehr essen. Zwischen den einzelnen Gewerken sitzen die Riffbäuerin mit ihren typischen spitzen Strohhüten und den vielen bunten Bommeln daran. Auch die Bauern aus dem Riffgebirge sind da, wenn auch wesentlich unspektakulärer anzusehen. Wie gewohnt, verkauft jeder Bauer das was er auf seinem Feld erntet. Das kann mal nur ein Sack Datteln sein oder etliche gebundene Pfefferminzsträuße, dann wieder Zwiebeln, Gurken, Auberginen, Zucchini, Tomaten. Selten bis gar nicht bietet eine Bauersfrau/Mann mehr als drei Gemüsesorten feil. Beim Anblick der verhärmten und zugleich so zähen Bauern schießen mir Fragen durch den Kopf: Ist zumindest alles Gemüse und Obst am Tagesende verkauft? Wie oft reiten die Bauern mit ihrem Esel in die Stadt oder gehen gar zu Fuß? Warum wird die schwere Arbeit der Bauern noch immer nicht ansatzweise gut honoriert (und das nicht nur in Marokko)? Weil die Wichtigkeit Geld auszugeben zur Würdigung der Arbeit der Bauern und für eine eigene gute Ernährung (regional, naturbelassen, ohne Wachstumshormone & Pestizide) noch immer nicht in allen Köpfen angekommen ist? Wie war es denn als E 10 aufkam? So gut wie alle tankten den billigeren Sprit. Dann hieß es die Langlebigkeit der Motoren würde von E 10 geschmälert werden. Was geschah? Der Bedarf an E 10 ging drastisch zurück. Was das mit unserem Essen zu tun hat?! Für mich ist das ein und dasselbe. Der Sprit fürs Auto, die Tomaten, Zwiebeln, Brot ec. für unseren Körper ist letztendlich Energie die unseren Körper und unser Auto am „laufen“ hält. Nur: Warum gibt es wesentlich mehr kritische Menschen, bezüglich dem was sie in ihr Auto einfüllen und viel mehr Unkritische, was das Befüllen des eigenen Körpers betrifft. Kurzum: Warum schauen viele beim Auto auf Qualität? Und bei sich selbst nach Quantität? An der leichten Beschaffbarkeit von Ersatzteilen kann es dabei wohl nicht liegen. In der Medina von Tétouan preisen die Bauern ihre Preise auf Pappschilder aus. Das haben wir bisher noch nie gesehen. Im Durchschnitt kostet das Kilo Tomaten, Zwiebeln und Gurken zwischen 30 und 50 Cent. Was mir auffällt ist folgendes: Einkauf bei Männern bedeutet, sie nennen dir ihren Preis, der auch mit dem überein stimmt, was Pappschild und Waage anzeigen, wenn wir nicht passend bezahlen können und sagen, es stimmt so, wird das selten akzeptiert und das Wechselgeld wird uns exakt heraus gegeben. Die Bäuerin verrechnen sich da gerne mal zu ihrem Gunsten (was wir bei den Preisen einfach übersehen) und sie tun auch gern so, als hätten sie gerade kein Wechselgeld zur Hand. Frank sagt der Unterschied bestehe womöglich darin, wer zu wem geht. Er als Mann kommt bei einer Frau vielleicht besser weg, ich bei einem Mann. Ich bleibe dabei das Mann und Frau diesbezüglich anders ticken, da Frauen das sorgende Muttergen in sich tragen, das mit dem „die Kinder, die Familie durchs Leben bekommen“. Das ist doch schon so im Märchen von Hänsel und Gretel. Wer fordert denn das ausstehende Geld vom Bäcker ein? Genau, die Frau schickt den Mann zurück zum Bäcker und sagt: „Jetzt bestehe endlich auf dein Recht! Unsere Kinder haben Hunger!“ Ja, sagt Frank, aber die Frau ist es auch, die dem Mann befiehlt die Kinder in den tiefen Wald zu bringen und sie dort dem eigenen Schicksal zu überlassen. „Die Stiefmutter!“, werfe ich ein, „Die kommt in jedem Märchen schlecht weg.“ Frank sagt, es gäbe verschiedene Versionen von Hänsel und Gretel und mindestens eine indem es die leibliche Mutter von Hänsel und Gretel sei, die ihre Kinder verstößt. „Mm...“ werde ich kleinlaut, ja, ich habe mal auf der Felsenbühne in Rathen im Elbsandsteingebirge / Sächsische Schweiz so eine Aufführung gesehen. Korrekt ist es so, das in Grimms Märchen von Hänsel und Gretel, erst die Fassung von 1840 von der bösen Stiefmutter berichtet. In den Fassungen von 1812, 1819 und 1837 ist es noch die leibliche Mutter (habe ich gegoogelt). Ebenso gibt es bei Schneewittchen erst seit der Fassung von 1819 die böse Stiefmutter mit dem seltsamen Spiegel, der glaubt objektiv zu richten über etwas was von seiner Natur her subjektiv ist. In der Urfassung von 1812 ist es noch die böse leibliche Mutter, die dem Jäger befiehlt: „Tötet Schneewittchen!“ Und leider nicht sagt: „Mein lieber Jäger, meine Tochter ist über Nacht zur Frau geworden. Die erste Monatsblutung! Schnell geh in den Wald und schieße ein Reh, damit meine Kleine keinen Eisenmangel erleidet. Es wäre doch schade um den Verlust ihrer roten Wängelein und sei es nur für wenige Tage.“ Okay, das Thema vertiefen wir jetzt nicht.
Wir decken uns lieber mit reichlich leckerem Gemüse ein und staunen weiterhin, das wir hier noch immer die einzigen Touristen sind. Und darüber, dass diese Medina so gar nicht für Touristen ausgelegt ist, denn die üblichen Souvenirläden fehlen. Wie schön :) Dafür gibt es sehr viele neue und benutzte Gebrauchsgegenstände zu kaufen. Egal ob es sich dabei um Geschirr, Töpfe, Kleidung oder Schuhe handelt (Schuhe werden übrigens oft per Kilogramm verkauft – ja, sehr merkwürdig). Frank kauft einen nagelneuen Topfkratzer, zehn Cent werden verlangt, zehn Cent werden gegeben.
Außerhalb des stattlich anzusehenden Stadttores, der die kleine Medina wohl des Nachts verschließt, kaufen wir Erdbeeren, nach dem üblichen Schema. Wir geben 20 Dirhams und sind gespannt wie viel wir dafür bekommen. Als der Beutel sich von Erdbeere zu Erdbeere weiter füllt, kommt der Punkt, an dem wir abwinken. Wie sollen wir denn so viele Erdbeeren essen? Zumal ich es ja nun begriffen habe, Erdbeeren sind absolut nicht Pistentauglich (und hier wohl auch nicht Straßentauglich), die werden ob fest oder weich ruck zuck zu Mus. Der Händler schaut traurig, verschließt den Beutel und kramt in seiner Börse nach Wechselgeld. Frank und ich schütteln heftig mit dem Kopf. Wir wollen kein Wechselgeld, nicht bei so vielen Erdbeeren. Wir müssen so resolut wirken, das der Händler das kramen in der Geldbörse aufgibt und uns stattdessen den riesigen Beutel Erdbeeren überreicht.
Für diejenigen, die sich für Erdbeeren interessieren: Es scheint, es wird nur eine Sorte Erdbeeren in Marokko angebaut (in Deutschland gibt es sehr viele Sorten, frühe, späte, feste, weiche, süße, sehr süße, am bekanntesten ist die Senga Sengana, da gute Verarbeitung und hoher Ertrag, ich persönlich liebe Korona, Frank? Ihm ist der Unterschied bei Erdbeeren bisher noch gar nicht aufgefallen) Die marokkanische Erdbeere ist mittelgroß, sehr fest, duftet herrlich, es fehlt ihr jedoch ein wenig an Süße.
Mit unseren Einkäufen geht es zurück zu Freddy und Toyota, wie gewohnt sitzt ein Mann mit Warnweste davor. Ob man für diese freiwilligen Aufpasserdienste zahlen muss? Nein, muss man nicht. Wir tun es. 
„Frank, halt mal an. Bitte!“ „Was hier im Halteverbot, bei dem Verkehr?! Warum denn?!“ „Hier gibt es frisch ausgepressten Orangensaft.“ Der Blick der mich trifft ist skeptisch, ich erwidere diesen Blick grinsend, während ich meine Lieblingstasse aus meiner Handtasche hole „Keine Keime wieder von benutzten Gläsern. Ich lasse mir den Saft hier herein füllen.“ Frank bremst, wirkt aber so als würde er sofort wieder Gas geben wollen, „Mag ja sein, dass das eine gute Idee der Vorbeugung ist. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir hier im Halteverbot stehen und es sich hinter uns innerhalb kurzer Zeit stauen wird.“ „Stimmt“, drücke ich schnell die Klinke und springe auf die Straße. Dieser frisch gepresste Saft aus diesen leckeren süßen orangefarbenen Früchten kann und will ich nun mal nicht widerstehen. Der junge Saftauspressermann schaut meine Tasse erst verwundert an, dann versucht er erfolglos den Text „Schön das es dich gibt“ zu lesen. Ich drehe mich derweil zu Frank und Toyota um, sehe die Autoschlange, die sich hinter den Beiden staut und werfe entschuldigende Blicke. Aber niemand hupt, niemand regt sich auf. Der Kumpel vom Saftauspressermann springt auf die Straße, währenddessen er mir zuruft, „No Problem. We are here in Marokko. Keep cool.“ Genau das sehe ich auch so, gebe ich ihm anhand meines erhobenen Daumens zu verstehen. Zu Frank schaue ich lieber nicht mehr. Ich bezweifle, ob er mit just in diesem Moment noch mal die Tasse schenken würde. Der Kumpel regelt jetzt den Verkehr, während Saftauspressermann seine Presse in Bewegung setzt. Er füllt die Tasse im wahrsten Sinne des Wortes randvoll. Ich schlürfe genüsslich noch auf der Straße, denn Frank will bestimmt nicht, das ich im Toyota herum schwappere. Als ich wieder einsteige, steigt ein klein wenig das schlechte Gewissen mit ein. Aber was macht mein Frank? Er grinst mich an. Und ich wende mich wieder meinem Saft zu und denke: Ach, ist das Leben schön :) Frisch gepresster Saft aus einer Tasse an der keine Keime vom Vorgänger abhängen.
Von Tétouan bis zur Mittelmeerküste sind es nur noch 8 km. Wir wollen nach Martil, da es dort einen Campingplatz gibt. Warum wir hier nicht frei campen? Wir hätten kein gutes Gefühl dabei. Wir haben uns sicherer und wohler im und hinter dem hohen Atlas gefühlt. Von weitem wirkt Martil wie ein schönes weißes modernes Küstenstädtchen. Um so näher wir heran kommen, sehen wir das viele Häuser nicht fertig gestellt wurden und bereits wieder Putz von
den Hausfassaden bröselt. Der Campingplatz ist einfach nur praktisch, da genug Stellplatz, großes sehr sauberes Waschhaus und nahe am Strand. Schön oder gar romantisch ist was anderes. Mit uns sind einige wenige Wohnmobile da und auch drei Toyotas, die gefahren werden von zwei älteren Paaren, um die siebzig und einem verwitweten Mann ähnlichen Baujahres. Wir erfahren das sie Marokko bereits seit den 70 er Jahren bereisen und dass dieser Zeltplatz hier in den letzten zwei Jahren von stetig mehr anwachsenden bis zu achtgeschossigen Ferienhochhäusern um die Hälfte geschrumpft wurde.
Übrigens gibt es hier noch zu Sitzklo´s arabische Hockeklosetts. Also ein Loch im Boden, daneben ein Eimer und Wasserhahn. Mag sein, das es für manchen gewöhnungsbedürftig ist, mancher auch nicht so lange hocken kann, wie sein „Geschäft“ dauert aber es überzeugt von der Hygiene (voraus gesetzt der Vorgänger benutzt den Eimer). Es gibt keinerlei Kontakt mit der Klobrille, kein auf - und abklappen und auch kein abstützen auf dem Klobrillenrand, während man darüber hockt und die Balance versucht zu halten. Denn außer Frau Charlotte Roche` der Autorin von Feuchtgebieten setzt sich ja doch keiner auf ein öffentliches Sitzklo.
Unser Weg führt uns zum Strand - breit, weit, wieder
herrliche Muscheln aber auch allerlei Plastemüll. Wir bleiben dort den verbleibenden Nachmittag, liegen faul in der Sonne herum, gehen ab und an ins Wasser, sammeln Muscheln. Da mit uns noch einige marokkanische Familien am Meer ihren Nachmittag verbringen, behalte ich meine langärmlige Bluse über meinen Bikini an.
Zu Abend essen wir im Restaurant auf dem Zeltplatz. Auf Grund seiner kühlen Ausstrahlung nicht gerade so einladend aber dafür super sauber mit super nettem Personal. Der junge Kellner spricht kaum Englisch, ich möchte jedoch wissen, was für Fisch vorrätig ist. Also gehe ich mit ihm zur Durchreiche Gastraum - Küche, stecke meinen Kopf dort hindurch und bedeute dem Koch in Zeichensprache, was mein Begehr sei. Er ist über so viel Kundenkontakt ganz aus dem Häuschen, stürzt zum Kühlschrank und holt stolz alles an Fisch heraus, was er fein säuberlich und nebeneinander auf Platten angerichtet hat. Ich wähle, bedanke mich und gehe zu Frank zurück, der in der Zwischenzeit beim Kellner Hühnchensteak und Pommes für sich und für uns beide einen marokkanischen Salat (Gemüse der Saison) geordert hat. Als Gruß aus der Küche erreichen uns gekochte kleine Möhren, die so etwas von genial abgeschmeckt sind, das wir am liebsten noch mehr davon hätten, kleine in Knoblauch und Zitrone eingelegte entgrätete Fischchen und natürlich reichlich frisches Fladenbrot (worüber sich Frank am meisten freut). Jetzt steckt der Koch seinen Kopf durch die Durchreiche, erhascht meinen Blick, fragt per Augen: Schmeckt es? Meine beiden Daumen gehen hoch, der Koch zieht freudig seinen Kopf zurück. Das Hauptgericht kommt, Frank kostet die Pommes, ruft den Kellner heran, der bevor er äußerst besorgt los saust den Koch in der Küche informiert. Der Koch steckt seinen Kopf erneut durch die Durchreiche, schaut erst angstvoll zu Frank, dann zu mir. Frank bedeutet dem Kellner, dass diese selbst hergestellten Pommes so super schmecken, das er auf der Stelle noch eine zusätzliche Portion ordern möchte. Ich halte meinen einen Daumen Richtung Koch hoch, lege meine freie Hand flach auf Höhe meines Magens und lecke mir genüsslich mit der Zunge über die Lippen. Worauf der Koch wie die Sonne zur Mittagszeit in der Wüste strahlt und wieder in seine Küche abtaucht. Als wir bezahlen geben wir reichlich Trinkgeld und sind uns einig, das war bisher unser bestes Essen in Marokko, von der Freude her, von der Bedienung und ebenso vom Geschmack und der Aufmachung der Speisen.
Frank und ich wollen uns noch einen Tee aus dem hohen Strahl gönnen. Gesagt – getan :) Kocher an, Wasser in den marokkanischen Aladin Teekessel gefüllt, Tee, Zucker, Gläser raus geholt. Oh, oh, oh … es hat ein Glas erwischt. Erst geht mir ein breites Grinsen übers Gesicht, dann so ein Gefühl von … wie soll ich sagen, wie wenn man als Kind etwas angestellt haben soll, was man diesmal wirklich nicht war oder zumindest im gleichen Moment vergessen hat. Ich halte die Scherben des kleinen Glases in der Hand und denke: Das glaubt mir Frank nie und nimmer. Nicht, das es ausgerechnet sein Glas erwischt hat. Zur Erinnerung: Wir kauften auf dem Markt in Rissani Teegläser bzw. wir wollten kaufen aber daraus wurden ein ich und ein du. Ich wollte die feinwandigen mit Gravur, Frank meinte die würden nie und nimmer die Pisten überstehen. Also kaufte ich die von mir begehrten Gläser und Frank demonstrativ die von ihm ausgewählten, während er orakelte, meine würden bereits die erste Fahrt in der Wüste nicht überstehen. Und was sagt mir das? Ganz einfach: Frank taugt nicht als Orakel! Hab ich es ihm gesagt? Das mit dem Orakel nicht. Mit dem Glas ja, gezeigt und gesagt und noch mal in die Wunde gebohrt, als ich den Tee in meine schönen Gläser goss, mit der Bemerkung: Das nenne ich mal pistentaugliche Gläser:-)


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