Freitag, 5. August 2016

Marokko Reise 2016 - Sonntag, den 17.04.2016

Heike
Sonntag, 18. Reisetag

Abschied von der Wüste & Der Mann und das Brot 

Auch in dieser Nacht werde ich des Öfteren wach, schaue mir durch das Gagenfenster den herrlichen Sternenhimmel an, kuschle mich an Frank und schlafe glücklich wieder ein, trotz aufkommenden Windes, der unser Dachzelt flattern lässt.
Mit Sonnenaufgang schälen Frank und ich mich aus unseren Schlafsäcken, setzen uns vor unseren Toyota und heißen den Tag willkommen. Unser letztes gemeinsames Frühstück mit Uli und Gisela. Danach werden sich unsere Wege trennen. Frank und ich reisen Richtung Norden, Gisela und Uli Richtung Süd-West zum Atlantik. Trauer über die Trennung? Nein. Freude? Nein. Es ist ein neutrales Gefühl. Ich habe einiges in meinem Leben loslassen müssen, was ich nicht loslassen wollte. Irgendwann habe ich akzeptiert, das loslassen zum Leben dazu gehört und reichlich loslassen zu meinem.
Frank musste in seinem Leben weniger loslassen. Er kann es dennoch recht gut, ohne schmerzhafte Übungen/Prüfungen. Uli, Gisela, Frank, Freddy und ich – wir hatten eine sehr schöne Zeit miteinander. Das ist was zählt. Dafür sind wir dankbar. Es gibt einen Spruch: Wenn du etwas mit beiden Händen fest umklammerst, dann sei dir bewusst, das da kein Platz mehr ist, um Neues zu ergreifen. Aber genau das wollen wir Reisenden doch. Wir wollen uns trotz Ziele treiben lassen, offen sein für neue Begebenheiten und neue Menschen. Wir frühstücken ein letztes Mal. Bei Frank und mir gibt es mal nicht gebratenes Gemüse mit Ei. Auch kein Brot. Das alles ist ausgegangen. Also schließen wir uns Gisela und Uli an und essen ebenfalls Müsli. Die Sache mit dem Brot. Scheinbar auch so ein Männerding. Jedenfalls bei den Männern die ich kenne – sie fühlen sich zu Brot magisch hingezogen. Jeden Tag muss reichlich Neues gekauft werden, egal ob vom Vortag noch mehr als genug vorhanden ist. Frank kauft hier mindestens drei Fladenbrote täglich. In der Wüste gab es natürlich keinen Brotladen oder wie bei Frau Holle, einen Ofen aus dem es ruft: „Holt uns raus. Holt uns raus. Wir sind schon längst gut.“ Dennoch hatten wir bis gestern Abend noch reichlich Brot. Korrekt bis zu meinem gestrigen Aufräumen unserer „Küche“ …. ich habe so viel angefanges Brot gefunden, das ich den Durchblick verlor, welches am „frischesten“ sein könnte. Also habe ich es kurzer Hand Freddy verfüttert. Altes Brot mag ich nicht, Freddy dafür umso mehr. War Frank darüber böse? Er hat heute Morgen erst mitbekommen, dass das Brot alle ist, und er weiß, dass wir heute neues Brot erwerben können. Ich nehme zwar an, dass sein Herzschlag sich dennoch ein wenig beschleunigte, eventuell waren auch seine Hände kurzfristig feucht. Aber gesagt hat er nichts. Auch seine Wangenmuskeln arbeiteten nicht übermäßig. Ich befürchte nur, er kauft heute Nachmittag auf Grund dieser „schlechten Erfahrung“ mehr als vier Fladenbrote und die Hamsterei beginnt von Neuem. :-) Gisela und Uli fahren zuerst los, wir winken hinter her, schnappen uns unsere Badesachen und ab geht es wieder in und an den Fluss. Das Wasser hat am Morgen weitaus weniger Wärmegrade. Unseren Spaß haben wir dennoch, mit Freddy, Teddy und der Badeente.
Kurz vor Mittag rollt auch unser Toyota vom Fluss mit seinen Naturpools und kleinen Wasserfällen davon. Unser heutiges Etappenziel ist Ouarzazate. Ich würde gern die Stadt auslassen, da ich das was ich davon las, mich so gar nicht anzog. Frank mag Ouarzazate und setzt sich durch. Doch bis dahin liegen noch 160 km vor uns. Wir kommen am Zugang zur Wüstenpiste entlang. Wehmut erfasst mich. Wenn ich noch einmal nach Marokko zurück komme will ich mehrere Tage in der Wüste bleiben. Auch wenn sich dafür die Fladenbrote im Innenraum unseres Toyotas
bis zur Decke stapeln sollten :-). Wir halten im Zentrum des kleinen Ortes Foum Zguid, an dessen südlichen Ausgang gestern die Tramperinnen standen. Frank steuert einen Fladenbrotladen an, ich die Gemüsestände. Denn so wie Frank seine „Macke“ mit Brot hat, habe ich die meine, was Gemüse und Obst betrifft. Ich liebe es Tomaten, Zucchini, Apfelsinen und Co zu berühren, zu beschnuppern, anzusehen. Hier in Marokko finde ich es toll, von den Gemüsebauern eine große Plasteschüssel in die Hand gedrückt zu bekommen und diese nach Herzenslust zu füllen (am liebsten, wenn Frank fassungslos daneben steht und fragt, wann wir das nur alles essen wollen). Alles zusammen kommt dann auf die Waage. Da in Marokko viele Menschen Schwierigkeiten mit dem rechnen (lesen und schreiben) haben, verlangen die meisten Bauern die Schüssel solange weiter zu füllen bis glatte Kilos heraus kommen. Finanziell aufrunden funktioniert nicht. Ich habe es aufgegeben dieses zu probieren. Denn wenn ich nur 2,4 kg in meiner Schüssel habe, den Bauern aber 3 kg bezahlen will, dann wird das sehr sehr sehr selten akzeptiert. Rausnehmen und auf zwei Kilo gehen funktioniert auch nicht – da ist der Erfolg beständig Null. Am Anfang war ich hartnäckig (vor allem, weil ich nicht mit Frank in einen Wettstreit treten wollte, nach der Art: kaufst du zu viele Tomaten ein, stocke ich bei meinen Fladenbroten auf), das hat viel Zeit gekostet, denn andere Menschen wurden nun hinzu gerufen. Alle rechneten, überlegten, rechneten, überlegten. Ab und an tauchte auch ein Taschenrechner auf, schwierig und zeitaufwendig blieb es dennoch. Also habe ich dazu gelernt, ich schaue auf die Waage, sehe: Aha, 2,6 kg und lege lächelnd noch zwei Bananen hinzu. Die ich meistens auf dem kurzen Weg zum Fahrzeug aufesse. Ach, sie kommt ja aus dem Osten, mag ja jetzt mancher denken, die waren doch da ganz verrückt nach Bananen. Also das stimmt so nicht. Ich hatte da ein schlimmes weitreichendes Erlebnis. Gerade frisch ausgelernt absolvierte ich meine ersten Dienste ohne eine weitere Kollegin an der Seite zu haben. Es war ein Frühdienst als die Kreißsaaltür aufflog und die Stationsschwester mir mit roten Flecken am Dekollete`und Hals zurief, "Es gibt Bananen!! Wir stellen uns alle an! In Zimmer 208 liegt eine frisch Operierte, in Zimmer 210 zwei. Schauen Sie nach ihnen." Die Tür flog wieder zu. In mir breitete sich Panik aus. Wenn ich den Kreißsaal verließ, würden zwei Frauen unter der Geburt kurzfristig ohne Hebamme sein. Blieb ich da....das ging auch nicht. Also flitzte ich in die genannten Zimmer und entdeckte das in der Bananen-Eile noch nicht mal die Infusionsflaschen angehängt wurden waren. Sie lagen auf den Bäuchen der Frauen. Damals dachte ich dieser Bananensucht darf ich nie unterliegen, also aß ich viele Jahre keine mehr. 
In Ouarzazate fahren wir an den Filmstudios vorbei, in denen Hollywood unter anderem „Gladiator“ drehte. Im Zentrum angekommen, parken wir unseren Toyota im Schatten, da Freddy im Fahrzeug bleibt und stöbern anschließend durch das kleine Zentrum und den sehr kleinen Souk. Sonderlich wohl fühle ich mich hier nicht. Mag
sein, dass sich ein Teil von mir noch immer nach der Wüste zurück sehnt und damit den anderen Teil der Neues entdecken will, unterdrückt. Dennoch mag ich die Läden hier. Frank ist auf der Suche nach einem kleinen Steinkästchen, eins von der Art welches Gisela in der Wüste von einem Nomaden abkaufte und für das der angebliche Künstler in Zagora den sechsfachen Preis wollte. Von außen wirken die Läden immer winzig, aber kaum betritt man den Innenraum, öffnet sich eine riesige „Schatztruhe“. Die vielen bunten Sachen die käuflich zu erwerben sind, brauchen wohl nur die allerwenigsten. Aber ein herrlicher Anblick ist es alle Mal. Wir werden im letzten Laden fündig, kaufen alle drei Steinkästchen auf, die der Händler besitzt – nach dem üblichen „Ritual“, Frank handelt, ich verlasse derweil den Laden. Bezahlt haben wir einhundert achtzig Dirham. Nach weniger als einer Stunde sitzen wir wieder im Toyota. Wir fahren zur bekannten Kasbah Taurit, die sich ebenfalls in Ouarzazate befindet. Lust zum reingehen haben wir nicht.
Erstens ist uns gerade zu heiß, zweitens sehen wir einen weg fahrenden, einen parkenden und einen einfahrenden Reisebus. Dennoch halten wir noch einmal an. Da wir im Restaurant der Kasbah gegenüber zu Mittag essen wollen. Während Frank noch einparkt, stehe ich mit Freddy bereits draußen. Verwundert bemerke ich, das Freddy mit tänzeln anfängt. In dem Moment, in dem mir klar wird, warum er das tut, renne ich mit ihm in Richtung Schatten. Der Asphalt ist so heiß, das ihm die Pfoten brannten. Auf dem Weg zum Restaurant kommen wir erneut an Läden vorbei. Diese hier sind wie aus einem orientalischen Märchen. Beeindruckt und angenehm überrascht stelle ich fest, das die Händler sich hier gar nicht aufdrängeln. Doch dann wird mir klar, das der einzige Grund dafür Freddy ist. Wie bereits erwähnt haben die Menschen hier viel Angst vor Hunden. Ach, wie schön, so in Ruhe einfach mal stehen bleiben zu können, zu schauen, ab und an nachdem Preis fragen (Preisvergleich in Marokko ist ein äußerst schwieriges Vorhaben, da jede Frage nach dem Preis mit Kaufabsicht quittiert wird und man dann nur unter viel Winden, etlichen Nein`s  oder versteinerten Aussehen den Händler wieder los bekommt) ...aber jetzt mit Freddy, da können wir fragen und wenn es dann zu aufdringlich wird, ja dann tun wir sals würde Freddy gerade in diesem Moment zu Biss-Lust tendieren. In dem einen Laden entdecke ich handgewebte Taschen in Regenbogenfarben. Also zeige ich Freddy das er sich in einer Ladenecke niederlegen soll und bekunde dem Händler, das Freddy zu müde sei, um ihn aufzufressen. Ich suche mir zwei Taschen aus, lächle dem Händler zu, lächle Frank zu und bevor ich zu Beiden winke winke mache und den Laden mit Freddy verlasse, zeige ich noch mal demonstrativ auf die zwei begehrten Objekte. Ach dieser Art des Einkaufs ist so etwas von entspannend. Während ich draußen auf den Treppenstufen sitze, die vorbei gehenden Leute hinter meiner dunklen Sonnenbrille beobachte, höre ich drinnen den Händler auflachen und wie er zu Frank sagt, „ You are a Berber.“ Super, denke ich, Frank hat die Taschen. Das Restaurant was wir vom Fahrzeug her auswählten, hat eine große Dachterrasse mit Blick auf die uralte Kasbah. Der Blick ist in der Tat herrlich, das Restaurant furchtbar. Nicht nur das es auf Massentourismus ausgelegt ist, es ist auch so dermaßen schmuddelig, das Frank auf ein Essen verzichtet, ich zudem auch auf ein Getränk. Wieder im Toyota steuert Frank den Zeltplatz im Ort an. Wir fahren rein, drehen eine Runde, alles ordentlich, wenige Wohnmobile. Ich schaue Frank an, „Gibst du bitte Gas, ich möchte hier nicht bleiben.“ Frank schaut mich musternd an, erkennt, es gibt keine Chance seinen Plan durchzusetzen, der besagt, die Nacht hier zu verbringen. Mit dem Verlassen der Stadt liefert Frank eine Beichte, „Ich finde die Stadt auch nicht mehr so toll. Der Hollywood Kitsch häuft sich mittlerweile an allen Ecken.“
Eine halbe Stunde später fahren wir in den kleinen Ort Ait Benhaddou ein und halten Ausschau nach der Auberge Les Jardins, die wir unabhängig voneinander heraus suchten. Die Auberge erweist sich als ein sauberes geschmackvoll eingerichtetes Haus, mit Dachterrassen und einem kleinen und sauberen Pool. Wir dürfen im Innenhof unseren Toyota parken und das Dachzelt aufstellen. Damit
trennen uns nur sehr wenige Schritte vom Wasser des Pools. Als wir hinein springen, sehen wir uns anschließend ein wenig verstört an. Wie kann das Wasser nur so eiskalt sein? Bei vollem Sonnenschein und Hitze. Wir hüllen uns in unsere Handtücher, setzen uns auf bequeme Korbstühle an einen Tisch im Schatten, bestellen Tee. Während der Tee zubereitet wird hole ich die frischen Erdbeeren, die wir in Ouarzazate kauften (nach
bewährter Art zwanzig Dirham zeigend und staunend, wie viele wir wohl diesmal dafür bekommen) und richte sie noch verführerischer her. Also in Plastekompottschüsseln mit reichlich braunem Rohrzucker. Lecker :-). Wir sind schon bei der zweiten Runde Tee, als im Abstand von weniger als einer halben Stunde, zwei weitere Wohnmobile auf den Hof rollen. Beides VW Busse. In dem einen ein Deutscher, der ankommt, sich anmeldet und alles tut um zu
signalisieren, ich will nicht quatschen also quatscht mich hier auch niemand an. Im anderen Bus ist ein Pärchen um die fünfzig. Bewundernd schaue ich dem Mann entgegen, der per Rollstuhl Richtung Terrasse rollt. Frank und ich schauen uns kurz an. Wir freuen uns einfach über Menschen, die sich nicht auf Grund einer Behinderung, Erkrankung, Verlustes von der Welt zurück ziehen, unter dem Motto: "Also Marokko würde ich mir auch gern mal
ansehen. Aber wissen Sie in jedem Reiseführer steht, dass das für Rollstuhlfahrer beschwerlich bis gar unmöglich ist. Ja, das ist so traurig, wenn man auf etwas verzichten muss, was man so gern tun würde." Ich denke oft bei Aussagen dieser Art: Würde er/ sie es wirklich gern tun? Oder greift hier der Spruch: "Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe"? Zwischen dem Mann und der Terrasse ist eine arge Barriere, eine Stufe von vielleicht fünfzehn Zentimetern. Ein Blick zu Frank reicht, um zu wissen, Frank denkt wohl gerade ähnlich. Sollen wir aufstehen und fragen, ob wir helfen sollen? Oder ist es für den Mann angenehmer, selbst um Hilfe zu bitten? Mit einem erneuten Blickwechsel  entscheiden wir uns für Variante B. Der Mann bleibt vor der Stufe stehen, grüßt uns warmherzig, dann geht sein Blick hinter uns, denn da kommt der Kellner mit Teerunde Nr. 3. Der Kellner scheint ähnlich zu ticken. Er stellt das Tablett auf den Tisch, gießt uns im hohen Strahl ein, behält dabei den Mann im Rollstuhl im Auge. Dieser fragt, ob wir ihm helfen könnten. Frank und der Kellner eilen zur Hilfe, der Mann im Rollstuhl verweilt an unserem Tisch und damit findet am späten Nachmittag noch ein interessantes Gespräch statt. 19.30 Uhr haben wir im Salon des Hauses das Menü des Hauses bestellt. Mit uns sitzen wenige andere Gäste da. Es herrscht eine lockere sehr angenehme Atmosphäre. Das Personal des gesamten Hauses besteht aus jungen Menschen zwischen zwanzig und dreißig. Sie sind alle sehr zuvorkommend und haben sichtlich Freude an dem was sie tun. Unsere Vorspeise besteht aus einem Salat mit Thunfisch. Echt lecker. Da es heute als Fleischgericht nur Huhn gibt, kommt für mich als Hauptgang Tajine mit Huhn und Gemüse, für Frank gibt es Cous Cous mit Huhn und Gemüse. Auch wieder super appetitlich hergerichtet und sehr schmackhaft. Mit den leeren Tellern schicken wir ein Lob in die Küche zur Hausherrin die hier selbst kocht. Auf das Dessert bin ich gespannt :-) Apfelsinen in Scheiben mit Zimt? Oder Bananen in Scheiben mit Zimt? Wow, es kommt ein Obstsalat mit Äpfeln, Bananen, Apfelsinen und Erdbeeren. Das hatten wir hier noch nicht. Da es so gemütlich ist bleiben wir, quatschen miteinander, lesen, schreiben. Mittlerweile sind alle Gäste gegangen, das Personal hat alles ab- und aufgeräumt, ihren Feierabend verbringt das junge Team lachend und schwatzend im Salon an einem runden Tisch. Kurze Zeit später werden wir gefragt, ob es uns stören würde, wenn getrommelt wird. Das tut es natürlich nicht. Aus allen möglichen Ecken werden Trommeln eingesammelt und los geht es. Mich hält es nicht mehr auf meinen Stuhl und ich frage, ob ich auch eine Trommel bekomme. Bekomme ich. Kurze Zeit später sitzt auch Frank neben mir, eine Trommel zwischen seinen Knie´n. Wir trommeln erst zurück haltend, uns an den Takt der Trommeln um uns herum anpassend. Dann werden wir übermütiger. Keine Ahnung, ob es gut klingt. Aber ein schönes Gefühl ist es alle Mal :-)
In der Nacht weiß ich nicht, träume ich oder bin ich mitten in einem Traum wach geworden. Es fühlt sich jedenfalls nicht sehr real an. Ich schaue im Wechsel aus Franks und meinem Gagenfenster. Die Berge in der Ferne werden vom Mond beleuchtet, der bereits ziemlich hoch schwanger geht. Um uns herum geben Zikaden und Grillen ein Konzert. Die Esel im Dorf machen mal wieder laut. Ich habe aufgehört mich zu fragen, was die marokkanischen Esel mitten in der Nacht dazu veranlasst, sich zu streiten und herum zu motzen, egal ob sie sich in einem Stall, in einem Gatter oder frei auf der Wiese befinden. Mein Blick verweilt bei den zu Wohnmobilen ausgebauten VW Bussen. So ein Bus stand für mich immer als Sinnbild für Abenteuer und Reisen. Mein Exmann und ich kauften zusammen einen Iveco - Bus. Ich kann mich noch heute an unsere erste Fahrt erinnern, ich habe gestrahlt, wie ein Honigkuchenpferd. Zusammen mit unseren drei Kindern unternahmen wir etliche wunderschöne Touren, mal ging es übers Wochenende an einen See, dann für drei Wochen ans Meer, das Jahr drauf drei Wochen ins Gebirge. Wieder ein Jahr später reiste ich allein mit meinen Kindern und begriff dass ich dem Bus nicht gewachsen bin. Ein alter Bus und eine Frau, die sich schwer tut damit rückwärts einzuparken und die noch nicht mal weiß, wie ein Reifen zu wechseln ist. Also wechselte der Bus seinen Besitzer. Ich sagte mir: „Es ist besser einen Traum gelebt zu haben, als ihn erst gar nicht in Angriff zu nehmen. Also abgehakt!“ Aber es waren nur die Flammen des Traumes erloschen, das Feuer schwelte weiter vor sich hin, um mit Frank neu entfacht zu werden. Was ein Buschtaxi mit einem ausgebauten VW oder Iveco Bus gemein haben? Also „fein“ - fachlich gesehen bin ich da überfragt. Alle fahren auf Reifen, haben ein Lenkrad und je ein Pedal zum bremsen, kuppeln und Gas geben. Es geht um die Art des Reisens, um die Unabhängigkeit, um das auf engstem Raum mit seinem Liebsten zusammen sein. Da ist es gleich ob Bus, Buschtaxi, Defender, Jeep. Oh.......das ist nur die halbe Wahrheit, ich merke es gerade beim schreiben. Denn der Toyota übertrifft meine einstigen Träume von einem reisenden Bus. Weil wir mit unserem Buschtaxi überall hinkommen, egal ob ins nächste Dünental oder durch einen Fluss hindurch ….Weil Frank ihn so sehr liebt. Weil unser Buschtaxi so wunderschön ist. Weil die Einheimischen uns an ihm wieder erkennen und uns den Wüstenfuchs nennen. Weil ich Fahrer und Fahrzeug liebe. In dieser Nacht in Ait Benhaddou laufen mir Tränen über die Wangen. Glückstränen. Denn weder träume ich, noch bin ich gerade aus einem nächtlichen Traum erwacht. Es ist ein lang ersehnter Tagtraum, der sich einem Puzzle gleich zusammensetzt und sich so zu einem einzigen wunderbaren Bild formt.

4 Kommentare:

  1. Oh, das klingt ja nach einem waschechten Abenteuer! Wirklich sehr cool! Viel Spaß weiterhin :)

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  2. Lieber Kuno, danke für deine Rückmeldung. So eine positive Bestätigung tut stets sehr gut :-) Liebe Grüße Freddy, Frank und Heike

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  3. Fladenbrot ist doch nur die ersten Stunden wenns noch frisch ist ein Genuß, am Abend schmeckts schon pappig und am nächsten Tag kanns schon schimmlig sein.
    Also kauft mann(!) tgl. je Reisenden 1 frisches Fladenbrot!
    Völlig normal ;-) ...

    Gruß

    Rocky

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    1. Ja, lieber Rocky was soll ich da sagen. Frank geht über vor Freude und fühlt sich bestätigt. Und ich - als Frau - denke: Na ja, noch ein Mann und sein geliebtes Brot :-), da kann Frau nichts ausrichten.
      Es freut mich sehr, das du so ein interessierte Leser bist. Da macht das Schreiben gleich noch mehr Spaß. Danke!!!
      LIebe Grüße Heike

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