Mittwoch, 18. Mai 2016

Marokko Reise 2016 - Freitag den 08.04.2016

Heike
Freitag, den 08.04.16, der neunte Reisetag
schneebedeckte Berge, eine Straße die keine Straße ist, Kapuzen – Männer, Teezeremonie 

Trotz 4 Grad Nachttemperatur (wir sind auf 1400 Metern) haben wir nicht gefroren. Ich bin ab und an aufgewacht, habe durch unser Gagenfenster den sternenklaren Himmel beobachtet und dabei glücklich vor mich hin gegrinst. Kurz vor Sonnenaufgang stehen wir dann auf, Frank nimmt seine Klopapierrolle …..ich nehme mit Freddy den Weg aus dem „Canyon“ heraus, wir umrunden oberhalb davon unser Camp, tief berührt vom Sonnenaufgang und davon, dass wir
bereits den hohen Atlas sehen können ... Zurück im Camp bereiten wir alle zusammen ein Frühstück zu (auch Gisela und Uli sind Frühaufsteher), essen in aller Ruhe, räumen alles ein und damit auf ….. und dann geht es los in Richtung der schneebedeckten Berge.
Kurz vor den ersten Häusern der nächsten Stadt sehen wir den jungen Hirten von gestern Abend wieder. Wir erkennen ihn an seinem knielangen dunklen viel zu weiten Mantel, den er stolz trägt, doch vor allem an seinem strahlenden Lachen und seinem so warmherzigen Winken. Ich erinnere mich an seine Hände, nicht die eines Jugendlichen … es sind die rauen und derben Hände eines Mannes der harte Arbeit im Freien gewöhnt ist.
Wir halten in der kleinen Stadt und kaufen, wie jeden Tag, frisches Brot ein, dazu erntefrische Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Zucchini, Bananen und Apfelsinen, für Frank Cola und für mich Wasser. Und das wie bereits gewohnt in mehreren kleinen Lädchen oder bei einem Bauern der am Straßenrand sitzt. Ich beginne dieses Land zu lieben. Denn das habe ich doch geträumt, das wollte ich doch....Afrika... diese Weite, diese Landschaft, die Freundlichkeit der Menschen und ich mit meinem Traummann mitten drin. Frank legt Musik von Eric Clapton ein, wir nähern uns stetig

mehr dem schneebedeckten Gebirge und ich grinse wie bereits heute Nacht glücklich vor mich hin. Am Rand des hohen Atlas halten wir an, erfreut eine Motorradgruppe aus Großbritannien zu sehen, doch vor allem, weil hier eine Menge Holz herum liegt. Denn wir haben hier nach nur einer Nacht unter freien Himmel folgendes gelernt: Es wird kalt nach Sonnenuntergang. Wenn wir dennoch den
Sternenhimmel genießen wollen, brauchen wir ein Feuer. Jedoch....Feuerholz ist hier sehr rar und muss gesammelt werden, egal, wo, wann und unter welchen Bedingungen es gerade vorkommt. Frank schnallt das Feuerholz auf das Dach unseres Toyotas und weiter geht es in dieser so atemberaubenden Landschaft. Es geht Richtung Imilchil auf einer offiziellen Straße, was nicht bedeutet mit Asphalt versehen oder geebnet oder ohne Steine und Löcher...kurzum wir würden Piste sagen, fahrbar für jedes Auto, Durchschnittsgeschwindigkeit dreißig bis max. fünfzig Kilometer die Stunde, ein wenig Mut und noch mehr Vertrauen voraussetzend, denn manche Brücken sind
nicht nur schmal sondern auch sehr schadhaft. Begegnen tun wir etlichen Eselreitern, vereinzelten Pferdereitern, noch selteneren LKW-Fahrern und absolut gar keinen Autos. Wir kommen häufig an Frauen vorbei, die im Fluss ihre Wäsche waschen, meistens in einer Gruppe und die dann anschließend die Berge herauf kraxeln, um dort auf dem warmen Fels die Kleidungsstücke zum trocknen auszulegen. Ja, da fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt....wenn ich mir vorstelle, mich einmal wöchentlich mit meinen Freundinnen an der Mulde zu
treffen, gemeinsam die Wäsche zu schrubben, diese in den Weiden (wir haben ja nun mal keine Berge oder große Felsen) aufzuhängen und zu warten bis alles trocken ist.....könnte sehr lustig werden, ebenso gemütlich, vorausgesetzt wir hätten Zeit, einige Flaschen Sekt und die Sonne scheint. Immer wieder stoppen wir unsere Autos, steigen aus, zücken begeistert unsere Fotoapparate. Doch was wir am meisten tun, ist....winken, winken und wieder winken. Egal welches Dorf wir durchfahren, an welchen Nomadenbehausungen wir vorbei kommen, die Menschen winken uns lächelnd zu und wir winken lächelnd zurück. Ausnahmen kommen von den Kindern, weniger als die Hälfte winken uns zu, aus Freude Fremde zu sehen. Die meisten kommen auf die Straße gerannt (wir fragen uns dann immer, wo sie überhaupt her kommen, denn meistens ist überhaupt keine Ansammlung von Häusern weit und breit zu sehen oder auch nur ein einzelnes Haus) und versuchen uns zum anhalten zu bewegen, dabei ihre Hände ausstreckend, auf französisch um Bonbons bettelnd, auf ihre Füße, ihre Kleidung, ihren Bauch zeigend.
Und da sind auch wir wieder bei der Frage aller Fragen, wenn man durch arme Gebiete reist. Wie verhalte ich mich bezüglich der bettelnden Kinder? Da streiten sich zwei Parteien in mir. Zum einen: Warum nicht den Kindern eine Freude bereiten? Wenn jeder der hier reist pro Tag nur einen Euro ausgeben würde für z.B frisches Obst, ein paar Kekse....oder/ und in seinem Gepäck nicht mehr gebrauchte Kleidung und Spielzeug von zu Hause mitführen täte …..ja, das würde die kleinen Menschen hier sicherlich sehr erfreuen. Und die andere „Partei“ sagt: Es gibt immer eine Schattenseite. Egal ob reich oder arm. Und die lautet: die Vielzahl der Menschen will beständig mehr von allem, leidet arg unter dem Gefühl, es ist nicht genug, ein wenig mehr könnte es schon sein.....:und noch mal mehr....und noch mal mehr. Sich davon zu erledigen kostet den Willen das Ganze zu durchschauen und zu verneinen. Denn die Gier wird nie satt. Aber zurück zu den Kindern. Sicher kann man hier nicht von Gier und immer mehr haben wollen sprechen......Aber von Hunger auch nicht. Zumindest nicht hier im ländlichen Bereich. Und daher stellt sich die Frage: Sind die Kinder glücklicher, gesünder oder zufriedener, wenn sie unsere kleinen Spenden erhalten? Im Grunde meines Herzens weiß ich, dem ist nicht so. Es ist eine Freude von sehr kurzer Dauer und... es schürt die Lust auf mehr. Ich wurde nach der Wende oft gefragt, wie ich damit zurecht gekommen wäre, in der DDR auf so viel hätte verzichten zu müssen. Das wir doch alle so dünn gewesen wären, es keine Supermärkte gegeben hätte und es in unserem kleinen „Konsum“ doch nur die Grundnahrungsmittel, wie Milch, Butter, Mehl, Zucker gegeben hätte, sowie eine äußerst bescheidene Auswahl an Obst und Gemüse und das auch noch oft auf Zuteilung. Ich stellte dann immer eine Gegenfrage, „Kann man etwas vermissen, was man gar nicht anders kennt?“ Nein. Aber einmal in den süßen Apfel gebissen....ja, da sind wir bei Adam und Eva...aber mal ganz ehrlich, einmal von der süßen Frucht genascht ….macht nun mal Lust auf mehr.
Und könnte es nicht sein, das, wenn jeder der hier lang fährt, Sachen, Spielzeug, Kekse oder sonstiges verschenkt, das dann womöglich die Kinder nicht mehr zur Schule gehen wollen, weil es an der Straße lukrativer zugeht? Und ihr Vorgehen eine andere Dimension annimmt, die der Aggression?
In meine Gedanken hinein, sehe ich, dass es vor mir keine Pistenstraße mehr gibt ….. alles weg gerutscht in den Fluss hinein. Bevor ich noch wirklich registriere was das bedeutet, sind wir schon im Fluss und fahren durch diesen hindurch. Der Sprinter folgt uns. Was ich denke? Wie cool ist das denn! Drüben angekommen sehen wir die englische Motorradgruppe, ihre Maschinen stehen auf dem schmalen „Eselpfad“ der noch von der Straße übrig geblieben ist. Wir winken ihnen freudig zu, sie winken nur halbherzig zurück. Was ist denn los, denke ich, wir haben doch etliche Berge zuvor miteinander gequatscht und gelacht. „Oh“, macht in dem Moment Frank, ich folge seinem Blick. Ein Motorradfahrer ist abgestürzt, seine Maschine liegt im Fluss, er sitzt am Ufer, offensichtlich sehr geschockt aber kaum verletzt. Denn wie gesagt er sitzt, er ist ansprechbar (also er redet mit einem seiner Kumpels, der neben ihm sitzt), er hält sich nicht von Schmerzen geplagt ein Körperteil. Nur seine Lederhose hat einen Riss und daraus sickert Blut hervor. Wir fragen über den Fluss hinweg, ob wir was helfen können. Sie verneinen. Hilfe haben sie schon, ein junger marokkanischer Mann versucht mit drei anderen Männern der Motorradcrew das Krad zu bergen. Sie richten es auf und schieben es mit sehr viel Anstrengung durch den knietiefen schnell fließenden Fluss. Frank fährt derweil am Fluss weiter, um zu erkunden, ob wir an einer anderen Stelle den Fluss erneut durchqueren können, in der Hoffnung die „Straße“ wäre dort wieder befahrbar bzw. überhaupt erst mal vorhanden. Er kommt nach wenigen Minuten zurück, ich erkenne schon an seinem Gesicht, hier ist kein weiter kommen. Es gäbe zwar eine Möglichkeit, sagt er, an der das Wasser auch nur knietief sei aber allerdings müssten wir über längere Zeit mit dem Fluss mit fahren (also nichts mit kurz queren) und im Fluss weiter oben würden zusätzlich riesige Steine liegen. Für uns vielleicht noch machbar, für den Sprinter nicht. Uli und Frank brüten daraufhin über Landkarte und GPS. Wir Frauen denken, es
ist Mittagszeit, also essen wir hier. Campingstühle ausgepackt, Sandblech runter geklappt, im Fluss Gemüse waschen, Salat schnippeln, immer mal wieder zum leicht verletzten Motorradfahrer schauend, leichtes schlechtes Gewissen.... wir wollen jetzt hier essen, wo die da drüben nicht wissen, wie ihre Reise fortsetzen. Und dann Erleichterung, der Motorradfahrer erhebt sich und läuft leicht humpelnd den verbliebenen Pfad entlang. Wir schauen, wo er hin will und entdecken, dass seine Maschine erneut den Fluss gewechselt hat und zwar fahrend, denn wir hören das Motorengeräusch. Glück im Unglück gehabt, Mann und Krad haben ihren Absturz mit leichten Kratzern gut überstanden. Alle schwingen sich auf ihre Feuerstühle, winken uns jetzt wieder fröhlicher zu, wir winken zurück und dann sind sie weg. Wie der junge marokkanische Mann im „Nichts“ verschwindet aber dafür drei kleine Kinder aus dem „Nichts“ erscheinen und am Fluss, wenige Meter von uns entfernt spielen. Zu gern würde ich sie photographieren doch im Islam ist das Abbilden von Menschen verboten. Also sollte / muss man um Erlaubnis bitten, manchmal kommt ein Nicken meist passiert das, was die drei kleinen Mädchen jetzt tun....mit dem Kopf schütteln und mit ihren kleinen Zeigefinger die Nein – Geste zeigend. Wir lassen uns unser Mittag schmecken. Alles stimmt....die Sonne scheint, wir sind in einer wunderschönen Gegend, unser Freddy plantscht mit seiner Ente am und im Fluss, Kinder spielen friedlich und wir vier Erwachsenen reden und schweigen im Wechsel. So, als würden wir uns schon ewig kennen, wären durch viele Reisen ein eingeschworenes Team, als hätten Gisela und ich schon dutzende Essen gemeinsam zubereitet und die Männer schon zig Landkarten gemeinsam studiert. Wir sind uns ähnlich. Unkompliziert, gelassen, neugierig, einlassend auf das Neue. Gisela und Frank sind eher die ruhigen Typen, die gern still genießen. Uli und ich müssen alles in Worte fassen, was wir sehen und fühlen. Wie gestern Abend bei der Ankunft in unserem kleinen Canyon, ich, „Ach ist das wunderschön hier. So …..“ Uli, „so einen herrlichen Platz zum campen hatte ich noch nie. Es ist ....“ Uli hat das auch mit dem idyllisch gesagt (der alte Hirte auf seinem Esel) und er muss jetzt, wie ich auch, immer wieder seine Begeisterung laut kundtun, über die Piste die doch eigentlich eine Straße sein soll, über die Flussdurchquerung, über unseren so romantischen Picknickplatz, über die spielenden Kinder, die Wäschewaschenden Frauen und und und....
Wir räumen wieder alles zusammen, bringen den drei kleinen Mädchen je einen Apfel und einen Keks....zwei freuen sich..... Die dritte im Bunde zeigt auf unsere Füße und dann auf sich, als wir mit dem Kopf schütteln, denn Kinderschuhe führen wir nun mal nicht mit uns, fällt ihr Blick auf meine Kette, diese möchte sie gern haben. Gisela und Uli haben unterwegs Kleidung von ihren bereits erwachsenen Kindern verschenkt. Auch sie machten unterschiedliche Erfahrung. Von großer Freude, über stille Dankbarkeit bis zu lang gezogenen Gesichter.
Freddy muss zurück ins Auto, wobei muss der falsche Ausdruck ist, denn so gern, wie er aus dem Auto springt, springt er auch wieder hinein. Teddy kommt zurück auf die Ablage und wir fahren durch den Fluss zurück auf die Piste, die ja eigentlich eine Straße sein soll und finden die von Frank und Uli auf der Landkarte entdeckte „Umgehungsstraße“.
Unser heutiges Lager schlagen wir am See Lac de Tisilt, bei Imilchil, auf 2200 Metern auf. Ich lege mir für diese Nacht Schlafsachen zurecht. Lange Unterhose, langes Shirt, lange Strümpfe, Mütze. Denn heute Nacht erwarten uns Temperaturen von Null Grad. Der See liegt eingebettet zwischen Bergen, auf der Nord-Seite sieht es so aus, als wäre ein Campingplatz am entstehen. Ansonsten gibt es zusätzlich auf den ca. drei Kilometern Nordufer ein einsames Haus. Im Westen gibt es drei oder auch vier sehr einfache Behausungen, nicht direkt am See sondern von diesem durch die Straße getrennt, die gesamte Südseite ist gänzlich unbebaut, weil die Berge bis fast an den See reichen (dort versuchten wir zuerst unser Lager zu errichten) und auf der Ostseite ist ungewohnt grünes Weideland, was bedeutet dort müssen Bachläufe oder Quellen sein.....nichts zum campen, auch wegen der vielen dort grasenden Schafe nicht. Wir entscheiden uns für die Nordseite, für den Windschutz des verlassenen Hauses. Das ist praktisch für unser Outdoor-Abendbrot, wie für unser Dachzelt.....denn der kalte Gebirgswind.... Außerdem sind wir hier nicht allein :-) drei Esel werden uns Gesellschaft leisten und wir ihnen.
Beim Abendbrot – es gibt wieder Gemüse mit Reis - taucht
ein Mann auf seinem Moped auf, er bleibt zehn Meter von uns entfernt stehen.... Uli und mich macht dies nervös, denn durch Frank wissen wir, ein Marokkaner wird niemals während einer Mahlzeit oder während der Vor- oder Nachbereitung stören. Aber in Ruhe essen, wenn jemand auf einen wartet....Bevor ich aufstehe, steht Uli auf. Der Marokkaner ist Ranger im hiesigen Nationalpark, erfährt Uli, und das Haus, an dem wir so dicht gedrängt an der Wand sitzen (es windet echt arg) hat einen Besitzer, Muhad ist sein Name, der später sicherlich auch noch mal nach dem Rechten sehen würde. Dennoch könnten wir hier stehen bleiben....Er wolle uns das alles nur sagen. Während der Ranger mit seinem Moped wieder von dannen fährt, schauen wir uns an. Das Haus soll bewohnt sein? Wir haben doch durch die Fenster geschaut....alle Räume waren leer.
Mitten in die Feuervorbereitung der Männer kommt zu Fuß ein Mann sehr langsam in unsere Richtung gelaufen. Er lässt Freddy nicht aus den Augen, wie viele Menschen hier hat er Angst vor Hunden. Wir rufen Freddy zu uns, der Mann im langen braunen Kapuzenmantel (Frank sagt die Männer in diesen Mänteln sehen aus wie die Typen in der Veräppelung von Starwars, also Mel Brooks´Spaceballs. Ansonsten wird der Kapuzenmantel laut Google als traditionelles Gewand beschrieben....mehr Info darüber haben wir nicht gefunden) zeigt uns seine Dankbarkeit mittels einem Lächeln. Gisela ist im Sprinter, ich stehe in der Landschaft herum, Frank sägt Holz, Uli holt den Rest vom Holz vom Dach des Toyotas. Der Mann mit der Kapuze über den Kopf beobachtet Frank und Uli offen, die Männer und ich ihn eher aus dem Augenwinkel heraus. Was will er, denken wir wohl alle. Ein Stück von Frank entfernt liegt unser Beil. Der Kapuzen-Mann hebt es auf.....Ja, vielleicht sollten wir Angst haben.... Uli stockt mitten in seiner Bewegung.....Frank reagiert mit einem kurzen Flackern seiner Augen....Und der Marokkaner? Er beginnt jetzt unser Holz zu hacken. ....
Und damit sägt Frank weiter, Uli entlädt weiter, der Kapuzen-Mann hackt, Gisela kommt aus dem Sprinter, schaut kurz verwirrt ….und ich finde die ganze Szene sehr  beeindruckend. Als sämtliches Holz zubereitet ist, nimmt der Kapuzen-Mann einen Haufen davon in seine Arme und geht ein Stück weiter zum See hinunter. Er baut aus Steinen einen Feuerkreis, legt das Holz dort hinein und strahlt uns an. Frank folgt ihm mit einem weiteren Haufen Holz, Uli holt einen zusätzlichen Campingstuhl aus dem Sprinter, Gisela und ich räumen die Campingstühle von unserem Abendmahl zur Feuerstelle. Uli versucht das Feuer zu entfachen aber es will nicht brennen, trotz trockenem rauen Gras. Der Kapuzen-Mann erhebt sich so wortlos, wie er sich hingesetzt hat, geht in seinem bedächtigen Gang zum Haus, schließt es auf und verschwindet darin. Wir sehen ihm mit offenem Mund hinterher. Es ist Muhad, der Besitzer dieses Stück Landes und dem Haus darauf. Muhad kommt mit einem winzigen Stummel von Pyramidenkerze zurück. Unter unseren bewundernden Ausrufen entzündet er erst die Kerze dann das Feuer. Mittlerweile ist es dunkel, über uns glitzern die Sterne und es dauert nicht lange und ein Pickup hält unweit von uns an. Zwei weitere Kapuzen-Männer steigen aus, der eine in schwarz, der andere in weiß. Ebenso wie Muhad nähern sie sich stolz, ruhig und respektvoll....tja, und so sitzen wir zu siebend ums Feuer. Der Mann in weiß, heißt Muhammed, ist stolzer Besitzer einer Schafherde und spricht französisch. Der Mann in schwarz spricht englisch und führt ab und an Touristen durch die Berge. Sie fragen, ob sie uns einen Tee anbieten können. Gern. Muhad und Muhammed verschwinden im Haus, kommen einige Minuten später wieder mit zwei Gläsern und einer kleinen Teekanne. Sie entschuldigen sich, mehr Gläser gäbe es nicht. Gisela holt Tassen, ich schmunzle vor mich hin. Die Teekanne sieht gerade mal so aus, dass die winzigen zwei Gläser davon voll werden könnten aber unsere Kaffeepötte?! Aber so weit ist es noch nicht, denn die kleine Kanne wird ins Feuer gestellt und wir erhalten eine weitere Lernlektion, nur jetzt zum Thema Tee kochen. Also: Es ist nicht nötig ab und an den Deckel zu lüften, um zu schauen, ob das Wasser schon kocht. Einfach auf den Ausguss / Schneppe (keine Ahnung wie man das schreibt) achten, wenn daraus Blasen kommen, kocht das Wasser. Des weiteren fragt man nicht, ob jemand gern Zucker an seinen Tee hätte oder nicht. In den Tee hinein gehört Zucker! Sehr viel Zucker! Tee wird grundsätzlich aus der hohen Kanne eingegossen....also Teekanne so hoch halten, wie es der hoch gestreckte Arm her gibt, der andere Arm bleibt unten und hält das Glas / Tasse. Erst, wenn auch hier der Tee Blasen schlägt wurde richtig eingegossen. Und Hauptlektion! Lass dich nie von der Größe der Teekanne täuschen. Denn schließlich passte in so eine Kanne auch Dschinni, der Aladin drei Wünsche erfüllte. Aus unserer Teekanne kommt zwar kein Dschinni aber so viel Tee, dass die Kapuzen-Männer mir mein Erstaunen ansehen ….vielleicht habe ich ja auch einen Laut von mir gegeben....jedenfalls lachen sie herzlich auf und wir stimmen mit ein. Die Männer gehen, so wie sie gekommen sind ...stolz, ruhig, langsamen Schrittes. Auch wir gehen zu „Bett“, beschwingt vom Tee und in Vorfreude auf den nächsten Tag. Denn da erwartet uns eine Einladung zum Tee im Haus des Schäfers.

2 Kommentare:

  1. Hallo Heike!
    Bin gespannt, wie's weitergeht....obwohl ich doch dabei war! Das Erlebte jetzt noch einmal zu lesen bereitet mir viel Freude! So wird mein Urlaubsfeeling verlängert.
    Liebe Grüße
    Gisela

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  2. Liebe Gisela, ganz lieben Dank für deine Zeilen. Ich habe ja den Reisebericht während unserer Autofahrten geschrieben, was bei dem "Gehopple" über Stock und Stein :-) nicht immer einfach war. Den Bericht jetzt ins Reine zu bringen verlängert auch unser Urlaubsfeeling. Wenn dir eine Stelle im Reiseverlauf besonders gut gefällt, dich berührt.... lass es uns hier wissen. Das wäre eine große Hilfe.

    Ganz liebe Grüße
    Heike

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